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Thema: Gefangene bei Hitler und Stalin

  1. #1
    Klimaschurke Benutzerbild von mabac
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    Standard Gefangene bei Hitler und Stalin

    Hier solle es um die gehen, die in beiden Systemen in den Gefängnissen und Lagern sassen. Dazu gehören die Heerscharen der Sowjetbürger, die nach der Befreiung aus den deutschen KZ in die sibirischen Gulags transportiert wurden, die antifaschistischen Emigranten, die aus den sowjetischen Gulags in die deutschen KZs überwiesen wurden und die Deutschen, die es nach einem KZ-Aufenthalt im Anschluss in die bolschewistischen Knochenmühlen geführt hat.

    Von diesen jähen Wendungen des Schicksals war unter anderen der westdeutsche Antifaschist Fritz Sperling betroffen:

    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Sperling am 2. März 1933 verhaftet und für mehrere Monate in Schutzhaft genommen. Nach seiner Freilassung setzte er seine Aktivitäten gegen die NS-Diktatur, teilweise auch aus dem europäischen Ausland, fort. 1935 begab er sich mit seiner damaligen Freundin Elvira Nieper nach Moskau, ...
    Die grausame KZ-Haft unter den Nazis überstand er putzmunter und gesund, und verliess anschliessend Deutschland in aller Ruhe in's Proletenparadies. Von dort aus wurde er zur politischen Wühlarbeit in die Schweiz delegiert und dort inhaftiert.

    Die vorgesehene Abschiebung nach Deutschland wurde aufgrund der ihm dort drohenden Todesstrafe nicht durchgeführt. Stattdessen musste Sperling im Sonderlager für Linksextremisten in Gordola (Tessin) arbeiten.
    Die Schweizer nahmen ihn so hart ran, dass er seine gesundheitlichen Folgen in Ostberlin kurieren lassen wollte.

    Infolge während der Haft in Internierungslagern erlittener Gesundheitsschäden sollte Sperling im Regierungskrankenhaus der DDR auf Einladung der SED behandelt werden. In Berlin wurde er 1951 im Auftrag der SED von seinem Posten im Parteivorstand enthoben, verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Grund für seine Verhaftung war seine Haltung im Schweizer Exil. Ein ordentlicher Haftbefehl erfolgte erst am 17. April 1953. In Hohenschönhausen wurde Sperling sowohl vom KGB als auch vom MfS Tag und Nacht verhört und unter Einsatz von Foltermethoden zu einem falschen Geständnis gedrängt. Anschließend wurde er ins Stasi-Gefängnis nach Berlin-Lichtenberg verlegt. Nach zweieinhalbjähriger Untersuchungshaft wurde er am 18. März 1954 vom Obersten Gericht der DDR als „Kriegsverbrecher, Faschist und Agent“ wegen „Verbrechen gegen den Frieden“ zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Diese saß er ab Mai 1954 im Zuchthaus Brandenburg ab.
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    Man hatte ihn in Ostberlin so gründlich kuriert, dass er 1958 als 46-Jähriger an den Folgen seiner Behandlung starb.
    Früher waren Dick und Doof zwei Personen.
    Till Backhaus

  2. #2
    Vielfalt tut gut! Benutzerbild von Veteran
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    Standard AW: Gefangene bei Hitler und Stalin

    Margarete Buber-Neumann gehört zu diesen Gefangenen.

    "Margarete Buber-Neumanns Erinnerungen aus dem sowjetkommunistischen Gulag in Kasachstan, aus dem nationalsozialistischen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und ihre Dokumentation über die stalinistischen Prager Prozesse erschienen unter dem Titel "Als Gefangene bei Stalin und Hitler" zuerst in Schweden, 1949 dann auch in Deutschland. Die Autorin, Ehefrau des KPD-Reichstagsabgeordneten, Rote Fahne-Chefredakteurs, Politbüro- und Komintern-Mitglieds Heinz Neumann, der im April 1937 fälschlich als Trotzkist und "imperialistischer Agent" im Moskauer Exil zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, war von der sowjetischen Geheimpolizei GPU an die Gestapo ausgeliefert worden und hatte das KZ überlebt.

    Es gibt wohl wenige Bücher, die die Unmenschlichkeit und Verkommenheit des kommunistischen Systems mit solcher Klarsicht und Schärfe brandmarken. Buber-Neumann gehörte zu den ersten, die das Entsetzliche des Kommunismus und dessen große Ähnlichkeit mit dem Nationalsozialismus erkannt hatten."
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  3. #3
    Klimaschurke Benutzerbild von mabac
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    Standard AW: Gefangene bei Hitler und Stalin

    Zitat Zitat von Veteran Beitrag anzeigen
    Margarete Buber-Neumann gehört zu diesen Gefangenen.
    Buber-Neumann gehörte zu den renommierten Gefangenen dieser Art.
    Sie wurde im April 1945 per Entlassungsschein aus dem KZ Ravensbrück entlassen und konnte so in die britische Zone flüchten. Wäre sie von den Sowjets "befreit" worden, wäre sie wahrscheinlich ein zweites mal in's Gulag gewandert und dort mit aller Wahrscheinlichkeit krepiert.
    Früher waren Dick und Doof zwei Personen.
    Till Backhaus

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von ArtAllm
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    Standard AW: Gefangene bei Hitler und Stalin

    Zitat Zitat von mabac Beitrag anzeigen
    Buber-Neumann gehörte zu den renommierten Gefangenen dieser Art.
    Sie wurde im April 1945 per Entlassungsschein aus dem KZ Ravensbrück entlassen und konnte so in die britische Zone flüchten. Wäre sie von den Sowjets "befreit" worden, wäre sie wahrscheinlich ein zweites mal in's Gulag gewandert und dort mit aller Wahrscheinlichkeit krepiert.
    Die Gulag-Häftlinge wurden buchstäblich von Läusen und Flöhen aufgefressen, da die Sowjets keine Desinfektionskammern in ihren Lagern hatten.

    "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."


    -Arthur Schopenhauer-

  5. #5
    Klimaschurke Benutzerbild von mabac
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    Standard AW: Gefangene bei Hitler und Stalin

    Zitat Zitat von ArtAllm Beitrag anzeigen
    Die Gulag-Häftlinge wurden buchstäblich von Läusen und Flöhen aufgefressen, da die Sowjets keine Desinfektionskammern in ihren Lagern hatten.
    Hallo ArtAllm, welche eine Freude!

    Ja, auch das beschreibt die Buber-Neumann. Zumindest war sie vom Kommunismus geheilt.

    Wenn man ihr Buch liest, kommt man zu der Feststellung, dass die Kommunisten (auch die im KZ) völlig verrückt waren, im klinischen Sinne.

    Die beste Kur von diesem Wahnsinn, wenn man diese Kur überlebte, war zweifellos das Gulag.

    Ich habe hier einen sehr interessanten Fall: Leo Bauer.

    Wie die meisten politischen Häftlinge nach 1933 wurde er nach wenigen Monaten aus dem KZ entlassen und ging in die Emigration. Nach dem Krieg frönte er weiter dem Kommunismus, ab 1949 in der DDR.
    Dort wurde er kuriert.

    1949 wechselte Leo Bauer nach Ost-Berlin, wurde Chefredakteur des Deutschlandsenders und trat in die SED. Dort fiel er bereits ein Jahr später einer Säuberung zum Opfer. Am 1. September wurde er gemeinsam mit Mitherausgeber Paul Merker und vielen anderen wegen ihrer Kontakte zu Noel Field aus der Partei ausgeschlossen. Im anschließenden Schauprozess wurde er 1952 durch ein sowjetisches Militärgericht als „US-Spion“ zum Tode verurteilt. Im Gegensatz zu vielen anderen Opfern der Noel-Field-Kampagne wurde Leo Bauer nicht hingerichtet, sondern zu 25 Jahren Lagerhaft in Sibirien begnadigt.
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    Ich frage mich im Fall Leo Bauer, wie dumm man gewesen sein muss, als politisch denkender Mensch, in die Ostzone zu gehen und da zu bleiben!
    Vor allem deshalb, weil ja die Schrecken des Gulag-Systems spätestens seit 1945 im Westen bekannt waren.
    Der Krawtschenko-Prozess 1949 in Frankreich schlug noch dazu einige Wellen.
    Egal Leo Bauer wurde ja schliesslich geheilt!
    Früher waren Dick und Doof zwei Personen.
    Till Backhaus

  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von ArtAllm
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    Standard AW: Gefangene bei Hitler und Stalin

    Zitat Zitat von mabac Beitrag anzeigen
    Egal Leo Bauer wurde ja schliesslich geheilt!
    Nun, Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

    Alle Verharmloser des Kommunismus wären von ihrer Krankheit geheilt, wenn man sie in ein Sowjetisches Lager gesteckt hätte.

    "Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."


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