AW: Über den Sinn des Lebens
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Phase 2: Know Life!
Gestellt sei noch einmal die Frage, warum man sich denn der kranken, entarteten Leistungsgesellschaft und ihren menschenfeindlichen Regeln unterwerfen sollte; die Frage, warum man soviel arbeiten und sich aufopfern sollte. Die Antwort lautet selbstverständlich: Sollte man nicht!
Denn:
Diese Gesellschaft ist oberflächlich-krank und das System falsch, schlecht und nur einer Minderheit dienlich sowie für eine Mehrheit schädlich. Es ist also nichts, wofür man sich opfern sollte, wie etwa ein Schwein, das zum Schlachter rennt und fragt: "Darfs noch eine Scheibe sein?" Wir sind weder unseren Ausbeutern und Sklaventreibern aus der reichen Minderheit (nebst ihrer Lobby) - übergeordnete Problemursache allen Übels - noch ihrem System etwas schuldig. Im Gegenteil.
Ihr dürft das primäre Lebensziel, möglichst viele glückliche oder zumindest zufriedenstellende Momente/Tage/Zeitspannen - in der Summe ergibt das den tendenziellen Status des gesamten Lebens - zu erleben, nicht aus den Augen verlieren. Zu viel Arbeit und/oder ein Arbeitsplatz, mit der/dem man sich partout nicht arrangieren kann, führt zu Ödnis oder gar Frust, und dies korrespondiert NICHT mit dem obersten Lebensziel.
Und wie gesagt: Wer ab dem (auch noch viel zu späten) Ruhestand erst richtig mit Leben beginnen will, der wird seinen schwerwiegenden Denkfehler zu spät erkennen - wenn es denn nicht gar eine Lebenslüge war. Dann gibt es nämlich kein Zurück mehr, keinen Reset-Knopf, mit dem ihr den Level neu beginnen könnt -...nicht in DIESEM Leben, und wer weiß, ob es da überhaupt noch was anderes gibt. Ein Gefühl sagt mir ja, auch wenn dies sicher mit keiner der Hokuspokusreligionen - archaische Relikte vergangener Mißverständnisse und Manipulationsmethoden - zu tun hat, mit denen man Menschen hin- und stillhält, aber mein Verstand sagt eher nein. Denn ist das menschliche Hirn nicht letztlich auch bloß eine auf biologischen Materialien basierende Steuerungszentrale und ein alternativer Datenträger? Biomasse allein lebt auch nicht wirklich. Und ist da im PC noch irgendwelche Aktivität, wenn man ihm den Saft abdreht oder ihn zerdeppert? Nö, aber ich schweife ab.
Dann gibt es da noch die "Au, ich schaff mir jetzt mein Lebenswerk"-Fritzen. Nun, wir wollen doch mal klarstellen, daß nach eurem Abgang Game over ist. Ganz gleich, ob danach noch was anderes kommt, aber DIESES Spiel ist dann vorbei, und der Spielstand wird auf null geschaltet. Es ist für euch also absolut Latte Macchiato, ob ihr große Reichtümer, Ruhm oder sonst was angehäuft habt, wenn ihr eingelocht werdet. Dann liegt ihr im Loch, ebenso wie auch der ärmste Bettler oder 'ne irgendwo verreckte Straßenratte. Wenigstens im Tode sind dann spätestens doch alle gleich. ;-) Was zählt, ist, ob das Leben erfüllend war, und nicht Ruhm oder Reichtum, der möglicherweise nur unter Aufgabe des Lebens(ziels) erlangt wurde (wobei sich Abrackern auch noch immer weniger "rentiert", je weiter das System sich seinem üblichen gefällelastigen Ende neigt).
Na ja, und dann gibt es vielleicht welche, die Ruhm, Ehre und Anerkennung über ihren Tod hinaus wollen. Nun, ich kann mich da nicht ganz von freisprechen, denn ich möchte ja nun einmal Werke im schriftstellerischen und musikalischen Bereich der Nachwelt hinterlassen. Dabei geht es mir allerdings weniger um meinen Ruhm als um das dauerhafte Wirken der Werke. Was geschaffen wurde, soll möglichst niemals verschwinden und immer wieder gelesen/gehört werden. Wenn Kunst ausgelöscht wird, als wäre sie nie geschaffen worden, so ist das eine Tragödie - ein kleiner Mord. Insofern hoffe ich denn auch, daß meine (und anderer Leute) Werke immer wieder dupliziert oder ausreichend konserviert sowie schließlich auch ins Weltall gerettet werden können, wenn dieser Planet denn irgendwann der unausweichlichen Supernova zum Opfer fällt. :-)
Aber ich weiche schon wieder ab. Es ging um Ruhm für die Nachwelt. Muahaha, mal Hand aufs Herz: Wie viele Menschen gab es und an wie viele erinnerte man sich ein paar Jahre oder von mir aus auch Dekaden, nachdem sie eingelocht wurden, noch? Da gab es Händler XY im Mittelalter, der "tugendhaft geschaffen" und sich bescheidenen Wohlstand oder auch Reichtum angehäuft hat, aber wer erinnert sich an ihn? Keine Sau, Mann. Und erstrecht nicht an Bauer Meyer, der sein Leben lang schuftete, um zu überleben, und vor "Gottes Himmelspforte" gemerkt hat, daß das Paradies 'ne Erfindung der irdischen Obrigkeit war. Und selbst "größere Kaliber", wie etwa Professoren, etc., bleiben nicht lange im Gedächtnis, wenn sie nicht etwas Bahnbrechenderes geschaffen haben. Ich erinnere mich immer wieder daran, wie ich einmal über einen Friedhof latschte (Opa besuchen) und da Herrn Dr. so und so liegen sah. Da hab ich mir gedacht: "Hey, Doc, was nützt Ihnen jetzt Ihr Titel? Jetzt liegen‘se trotzdem hier in der ollen Urne".
Also, Leute: Das Fazit ist ein möglichst glückliches Leben - nicht leicht in solch einem System mit entsprechender Gesellschaft (auch mir gelingt es keineswegs perfekt) -, aber man kann wenigstens ein WENIG in diese Richtung zu wirken versuchen. Z.B. durch eine Verweigerung oder zumindest Begrenzung der kranken Leistungsgesellschaft, die den ganz und gar menschlichen Faktor: Faulheit und Müßiggang - gehört (in gesunden Maßen) zum Leben dazu - völlig ausblenden und die Masse in eine willen- und anspruchslose, insektoide Ressource verwandeln will. Damn it.
Phase 3: Survive Life!
Einer kleinen Ergänzung bedarf es hier noch - der letzten. Ich hab ja in diesem Text einmal mehr auch den Philosophikus raushängen lassen, und nun setze ich noch einen drauf.
Ich sagte, ich würde es gerne sehen, wenn meine Kunst unsterblich bleibt; wenn sie mich überdauern würde und immer wieder Intelligenzen daran teilhaben können. Das ist eigentlich schon der größte Lohn (wobei ich mich dann doch nicht von ernähren kann). Ich denke auch immer noch so, aber im Grunde ist auch das Unfug. Was interessiert es mich denn, ob meine Kunst mich überdauert, wenn ich - zumindest DIESES ich - flöten gegangen bin? Das ist dann eigentlich im Grunde auch egal, denn es ist Game over und der Spielstand auf null zurückgeschaltet oder festgesetzt und ins Archiv geschoben. Insofern ist meine Kunst eigentlich nur für meine Lebenszeit wichtig. Aber das ist sie nur - so sollte es zumindest sein -, weil es mir Spaß macht, das Zeug zu produzieren. Es erfüllt mich, und wahrscheinlich wird es mich auch erfüllen, wenn andere daran teilhaben, sollte es jemals dazu kommen (nur im kleinen Rahmen schon geschehen, wobei ich es auch erst eingeschränkt versucht habe und die Rahmenbedingungen mies sind). Aber wenn ich das bloß machen würde, weil ich es als eine Art Pflicht oder Job sehe oder weil ich mir das große Lebenswerk schaffen will, dann ist es im Grunde schon wieder Blödsinn, denn all das zählt nicht und würde mich allein nicht erfüllen. Wenn mir die Kunst keinen Spaß machen würde, dann könnt ich‘s auch sein lassen.
Möglichst oft glücklich bzw. zufrieden sein im Leben, ist der einzig wahre Sinn, denn alles andere ist im Grunde irrelevant und meist nicht von großer Dauer in Bezug auf das große Ganze, wie bereits erklärt. Manch einer sagt auch, der höhere Sinn sei die Erhaltung der eigenen Art, aber welchen Sinn hätte dies, wenn es zum bloßen Selbstzweck verkommt und unter Aufgabe des eigenen Glückes stattfände? Dann erfüllt die eine Generation freudloser Zombies ihre Funktion, eine neue Generation freudloser Zombies heranzuzüchten, und diese macht dann wieder nichts weiter als die nächste Generation dieser Lebensverweigerer auf Kurs zu bringen,... Aber wozu, wenn das Leben kaum Spaß macht und fast nur noch Pflicht ist? Dann ist es im Grunde genommen vollkommen gleich, ob es weitere Generationen freudloser Zombies gibt; man könnte den ganzen Scheiß auch sein lassen.
Ich habe das Glück oder Pech, etwas gefunden zu haben, das mir Spaß macht, worin ich vermutlich Talent habe und das mich erfüllt (Nachtrag 2024: Na ja, inzwischen ist die Produktionsphase mehr oder weniger abgeschlossen und die Luft etwas raus) - habe meine(n) wahre(n) Beruf(ung) gefunden, ganz gleich, ob das Geld abwirft und wie viel. Hätte ich das nicht, dann würde es mir noch viel leichter fallen, mein Leben, sollte man denn den Terror von oben immer weiter pervertieren und mir persönlich stärker auf den Sack gehen oder mich gar in meiner Existenz bedrohen, damit Reiche reicher werden, für bessere Umstände und blanke Rache aufs Spiel zu setzen. Na ja, wer irgendwann ohnehin vom Hungertod oder dergleichen bedroht ist, der muß natürlich eh nicht lange überlegen...
Na ja, aber es gibt ja auch Menschen, die sich tatsächlich für nichts so richtig interessieren. Ich muß sagen, daß ich persönlich mich bislang für keine "konventionelle" berufliche Tätigkeit wirklich interessiert habe. Auch mein zweites Studium erfüllte mich nicht ganz so, wie ich das erhofft hatte. Die insgesamt dritte abgebrochene Ausbildung. Shit happens. Ich habe nämlich keine Lust, meine Lebenszeit mit Dingen zu verschwenden, die mich nicht interessieren oder die mich gar stören. So etwas kann man in den kurzen Arbeitstagen des Neosozialismus noch verkraften, aber doch nicht acht Stunden oder länger pro Tag! Und wenn man schon absehen kann, daß man den erlernten Beruf eh nie ausüben will oder zudem noch die Chancen schlecht sind, da überhaupt einen akzeptablen Job zu bekommen, warum dann den Beruf erlernen, wenn einem die Ausbildung keinen Spaß macht? Entweder zwingt einen das Asiamt sonst später zur Ausübung des verhaßten Berufes oder aber man arbeitet als was anderes und steht somit im Grunde wieder wie eine ungelernte Kraft da. Nee, Leute. Ich merk immer wieder, daß da nur die Kunst bleibt, und entweder wird das was oder eben nicht. Ansonsten heißt es wohl unweigerlich: Ha(r)tz4 oder möglichst zeitlich limitierter Hiwijob oder aktiver Widerstand - oder eine Kombination davon. ;-)
Wer sich aber für gar nichts wirklich interessiert, was soll der machen? Sich mehr Freizeit zu gönnen, muß für den natürlich noch nicht automatisch ein besseres Leben bedeuten - für jeden, der weiß, was er mit der Zeit anstellen soll, aber durchaus. Ich habe ja im Haupttext geschrieben, was das wichtigste Ziel im Leben ist: einigermaßen Spaß zu haben und zufrieden zu sein. Und wenn denn Nichtstun das Erfüllendste ist, dann sollte man vielleicht das tun. Wu Wei - die Kunst des Nichtstuns. Oder man setzt das Leben für etwas Sinnvolles ein; auch wenn es nur der Tropfen auf dem heißen Stein ist - einer von vielen und immer mehr. Jedenfalls sollte man - und das wiederhole ich noch einmal - keinen Job machen, der einen ernsthaft nervt, denn das macht einen auf Dauer krank und gefährdet das eigentliche Lebensziel. Zumindest im abartigen Kapitalismus nimmt der Jobpart in der Regel einen zu wichtigen Part (zeitlich) ein, als daß man sich damit auf ewig den Tag vermiesen sollte.
Redwing Supersurvivor - seid Sand und nicht Öl im Getriebe der Systemterrormaschinerie! Und opfert euch nicht auf in einem System, das auf Egoismus basiert. Was die reiche Minderheit sich ohne Ende und Scham genehmigt, darf auch der „kleine Mann“ sich erlauben - ohne dabei jemals auch nur im Ansatz die Dimensionen der dekadenten Herrscherkaste zu erreichen.
AW: Über den Sinn des Lebens
Zitat:
Ich habe ja im Haupttext geschrieben, was das wichtigste Ziel im Leben ist: einigermaßen Spaß zu haben und zufrieden zu sein.
Und dennoch schreibst Du hier, statt im Drogenrausch an einer Überdosis gestorben zu sein. Du setzt also immerhin irgendwo voraus, dass das Leben auch durchgelebt werden solle. Warum eigentlich?