Imre Kertész ist gestorben
Mit Trauer gibt der Rowohlt Verlag bekannt, dass der ungarische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Imre Kertész heute, am 31. März, im Alter von 86 Jahren in Budapest nach schwerer Krankheit gestorben ist.
Zitat des Rowohlt-Verlags
Imre Kertész, am 9. November 1929 in Budapest als einziges Kind jüdischer Eltern geboren, wurde im Sommer 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz deportiert und von dort ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Journalist bei einer Tageszeitung, die jedoch schon nach kurzer Zeit zu einem kommunistischen Parteiorgan umfunktioniert wurde. 1951 erfolgten seine Entlassung aus der Redaktion und seine Einberufung zu einem zweijährigen Militärdienst. Ab 1953 finanzierte er durch Übersetzungen seine jahrelange Arbeit am Roman eines Schicksallosen, der sein Opus magnum werden sollte. 1975 wurde der Roman in Ungarn veröffentlicht, gelangte dort aber erst Mitte der achtziger Jahre, in einem liberaleren politischen Klima, zu literarischer Anerkennung. Als Rowohlt.Berlin 1992 mit Kaddisch für ein nicht geborenes Kind und 1993 mit Galeerentagebuch begann, Kertész' Werk zu verlegen, wurde der Autor bald auch international wahrgenommen. Der endgültige Durchbruch gelang 1996 mit dem Roman eines Schicksallosen.
Im Jahr 2002 erhielt Kertész für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Er selbst bezeichnete die Auszeichnung als "Glückskatastrophe", über die er "sich freute", die ihn gleichzeitig aber "ersticken ließ an der falschen Ehrfurcht, der Liebe, dem Hass und der ihm nun zugedachten öffentlichen Rolle", wie er es in Letzte Einkehr, seinen 2013 publizierten Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 2001 bis 2009, formulierte.
Wohl bei keinem anderen Schriftsteller sind Werk und Tagebuch so eng verflochten wie bei Imre Kertész. Nach Galeerentagebuch, der erschütternden Dokumentation seiner 30-jährigen Isolation und geistigen Geheimexistenz im sozialistischen Ungarn zwischen 1961 und 1991, und «Letzte Einkehr» erschien am 10. März 2016 in Ungarn ein Abschlussband der Tagebuchveröffentlichungen. Die deutsche Übersetzung, Der Betrachter – Aufzeichnungen 1991─ 2001, wird im Herbst dieses Jahres bei Rowohlt herauskommen.
Ende des Zitats ...
Einer der ganz großen Schriftsteller ist heute gestorben ... doch letztlich stirbt ein Schriftsteller erst dann, wenn man ihn vergessen hat. Doch das wird bei Imre Kertész wohl kaum passieren ...
Servus umananda
AW: Imre Kertész ist gestorben
Kenn ich nicht ... was wohl weniger an ihm als an mir liegt.
AW: Imre Kertész ist gestorben
Juedisches Kind.
Und Schriftsteller. Mir war er vom hoerensagen bekannt.
AW: Imre Kertész ist gestorben
Das Leben eines "Schicksallosen", wie aufregend ...
Obwohl mit 14, erst Auschwitz UND dann noch Buchenwald?
Das hätt ich mir jetzt nicht gedacht! Aber so kann's gehen ...
Und nun stirbt er auch noch mit 86 völlig unerwartet!
Da sieht man's mal wieder, die Besten sterben zuerst!
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
moishe c
Das Leben eines "Schicksallosen", wie aufregend ...
Obwohl mit 14, erst Auschwitz UND dann noch Buchenwald?
Das hätt ich mir jetzt nicht gedacht! Aber so kann's gehen ...
Und nun stirbt er auch noch mit 86 völlig unerwartet!
Da sieht man's mal wieder, die Besten sterben zuerst!
Noch leben Zeitzeugen.
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
Dayan
Noch leben Zeitzeugen.
Das finde ich auch gut so!
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
Dayan
Noch leben Zeitzeugen.
Imre Kertész ist weitmehr als nur ein Zeitzeuge. Mit seinem Tagebuch "Die letzte Einkehr" hat er dem Schweigen eine Stimme gegeben.
Ich zitiere aus einem Artikel ...
Wie die ungarische Gesellschaft unterzieht Kertész auch Deutschland, das ihn einst auslöschen wollte, einer sehr präzisen Beobachtung. Einiges von dem, was er zu Beginn des Jahrtausends erahnt hat, scheint heute manifest geworden:
"O Deutschland, das seine moralische Überlegenheit wiedergefunden hat. Wie hübsch."
Es gibt zwei Passagen im Buch, die dem Kertész-Kenner einen Stich versetzen. Man liest dort von der drohenden Gefahr einer Überschwemmung Europas mit Muslimen, die den Kontinent in Besitz nehmen und zerstören würden. Von "selbstmörderischem Liberalismus" und der Tatsache, dass man über all dies nicht öffentlich reden dürfe ...
Zitatende ...
Irme Kertész ist ein präziser Beobachter und in seinen Betrachtungen schonungslos ehrlich ...
Servus umananda
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
umananda
Imre Kertész ist weitmehr als nur ein Zeitzeuge. Mit seinem Tagebuch "Die letzte Einkehr" hat er dem Schweigen eine Stimme gegeben.
Ich zitiere aus einem Artikel ...
Wie die ungarische Gesellschaft unterzieht Kertész auch Deutschland, das ihn einst auslöschen wollte, einer sehr präzisen Beobachtung. Einiges von dem, was er zu Beginn des Jahrtausends erahnt hat, scheint heute manifest geworden:
"O Deutschland, das seine moralische Überlegenheit wiedergefunden hat. Wie hübsch."
Es gibt zwei Passagen im Buch, die dem Kertész-Kenner einen Stich versetzen. Man liest dort von der drohenden Gefahr einer Überschwemmung Europas mit Muslimen, die den Kontinent in Besitz nehmen und zerstören würden. Von "selbstmörderischem Liberalismus" und der Tatsache, dass man über all dies nicht öffentlich reden dürfe ...
Zitatende ...
Irme Kertész ist ein präziser Beobachter und in seinen Betrachtungen schonungslos ehrlich ...
Servus umananda
Hat der visionaere ungarische Schriftsteller auch vorhergesehen das Ungarn
als eines der ersten Osteuropaeischen Laender mit Coca Cola und dem US
Fast-Food Nahrungsmittelfrass ueberschwemmt wird und sich in das NATO
Buendnis der postimperialistischen, neokolonialistischen US Bestie zwingen
laesst?
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
ABAS
Hat der visionaere ungarische Schriftsteller auch vorhergesehen das Ungarn
als eines der ersten Osteuropaeischen Laender mit Coca Cola und dem US
Fast-Food Nahrungsmittelfrass ueberschwemmt wird und sich in das NATO
Buendnis der postimperialistischen, neokolonialistischen US Bestie zwingen
laesst?
Imre Kertész ist ein Meister der Prosa und kein dümmlicher antiimperialistischer Marktschreier gewesen. Diese Sparte überlasse ich dir ...
Servus umananda
AW: Imre Kertész ist gestorben
Zitat:
Zitat von
umananda
(....)
Imre Kertész ist ein Meister der Prosa und kein dümmlicher antiimperialistischer Marktschreier gewesen.
Stammt diese Würdigung aus einem Tagesbefehl des Simon-Wiesenthal-Zentrums, oder hast du das gerade selbst erfunden?