Zitat von
Haidach
Wenn man mit der "Jüdischen Revolution" den Aufbau des sowjetischen Staates und in Teilen den politischen Kurs unter Lenin meint, dann kommt das schon hin. Ich sehe lediglich bei der Oktoberrevolution bzw. dem Putsch gegen die provisorische Regierung keine jüdische Agenda. Das Ganze ging auf Lenins Initiative zurück. Ich weiß nicht, wie alle ZK-Mitglieder über den Putsch abstimmten, aber die fähigsten Kader unter den Juden (Trotzki, Sinowjew, Kamenew) waren gegen den Putsch. Sie wollten, dass der Petrograder Sowjet darüber abstimmt und haben dann sogar noch fahrlässig dem Feind Informationen über den Putsch zugespielt. Man kann schlecht von einer jüdischen Agenda bei der Oktoberrevolution reden wenn höchstens die drei anderen jüdischen Kader (Swerdlow, Uritzki, Sokolnikow) für den Putsch stimmten. Das ZK hatte im Sommer 1917 ganze 21 Mitglieder.
Beim Aufbau des sowjetischen Staates und bei einem Teil des politischen Kurses der Partei gab es durchaus eine jüdische Agenda. Beim Staatsaufbau spielte vor allem Trotzki eine der tragenden Rollen. Und Lenin konnte bei seiner Kulturrevolution mit der Zustimmung der Juden rechnen. Sinowjew und Kamenew, die zuvor mit Trotzki verfeindet waren, haben sich am Ende wieder an Trotzki angenähert, nachdem Trotzkis Warnungen über Stalins "nationale Revolution" sich bewahrheitet hatten.
„Gemeint ist die Position Trotzkis, Kamenews, Sinowjews und des kleinen Häufleins ihrer Anhänger. Da sie es nicht wagten, offen gegen den Aufstand aufzutreten, schlug Trotzki vor, den Sowjetkongress abzuwarten. Er erklärte am 20. September (3. Oktober) 1917 in der Sitzung des Petrograder Sowjets, daß nur der Sowjetkongress die Frage der Macht entschieden könne. Er verriet dem Gegner den vom ZK der bolschewistischen Partei festgelegten Termin des Aufstands. Auf Antrag Lenins wurde der Aufstand vor der Eröffnung des II. Sowjetkongresses begonnen.“
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 2, Berlin 1961, S. 868
„Eine Partei, die sich selbst achtet, kann keinen Streikbruch und keine Streikbrecher in ihrer Mitte dulden. Das liegt auf der Hand. Je mehr man aber über das Auftreten Sinowjews und Kamenews in der außerparteilichen Presse nachdenkt, um so unbestreitbarer wird es, daß ihre Handlungsweise den vollendeten Tatbestand des Streikbruchs darstellt. Der Winkelzug Kamenews in der Sitzung des Petrograder Sowjets ist geradezu niederträchtig. Er ist, sagt er, ganz mit Trotzki einverstanden. Aber ist es denn schwer zu begreifen, daß Trotzki vor den Feinden mehr zu sagen nicht das Recht hatte, nicht mehr sagen konnte, nicht mehr sagen durfte, als er gesagt hat. Ist es denn schwer zu begreifen, daß die Partei, die den eigenen Beschluß (über die Notwendigkeit des bewaffneten Aufstands, über seine völlige Reife, seine allseitige Vorbereitung usw.) vor dem Feinde geheimhält, die Pflicht hat, daß dieser Beschluß sie dazu verpflichtet, in öffentlichen Äußerungen nicht nur die Schuld, sondern auch die Initiative auf den Gegner abzuwälzen. Nur Kinder könnten das nicht begreifen. Der Winkelzug Kamenews ist einfach eine Gaunerei. Dasselbe muß über den Winkelzug Sinowjews gesagt werden. […] Je „prominenter“ die Streikbrecher, desto unerläßlicher ist es, sie sofort mit dem Aussschluß zu bestrafen. Nur so kann eine Gesundung der Arbeiterpartei erreicht werden, nur so kann man sich von dem Dutzend charakterloser Intelligenzler befreien, kann man, die Reihen der Revolutionäre fester schließend, den großen und größten Schwierigkeiten die Stirn bieten und mit den revolutionären Arbeitern marschieren.“
W.I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band 2, Berlin 1961, S. 512, 515