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Vollständige Version anzeigen : Pakistan - gefährlicher als der Irak unter Saddam?



Rorschach
08.10.2004, 14:14
SUNNITEN GEGEN SCHIITEN

Pakistan am Rand eines Glaubenskrieges

Seit Monaten wird Pakistan von einer Serie blutiger Bombenattentate erschüttert. Hunderte Menschen starben, allein heute wurden mindestens 39 Menschen bei einem Anschlag getötet. Anhänger der beiden islamischen Glaubensrichtungen Schiismus und Sunna bekämpfen sich mit immer größerer Brutalität.
....
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,321977,00.html

Pakistan ist Atommacht, es kommt immer wieder zu Spannungen mit dem Nachbarn Indien (auch Atommacht) und nun gerät Musharraf durch die inneren Konflikte zwischen radikalen Ismlamsiten immer mehr unter Druck.
Haben die USA (und der Rest der Welt) etwa seit dem 11.9. die Augen vor diesem Problem verschlossen?

Amida Temudschin
08.10.2004, 15:30
Ja, eindeutig, weil Pakistan ein praktischer Verbündeter gegen die Taliban waren, die ein praktischer Verbündeter gegen die afghanischen Warlords waren, die ein praktischer Verbündeter gegen die Sowjets waren,...

Rorschach
08.10.2004, 15:54
Dennoch erstaunlich, mit welche Desinteresse auf die Lage in Pakistan reagiert wird, auch (oder gerade?) in den Medien.
Militärisch läßt sich das Problem nicht lösen und wer sich an eine diplomatischen Kösung machen könnte, ist auch sehr fraglich; besonders wenn Pakistan einen Diktator hat.

HeilsbringeR
08.10.2004, 16:36
Dennoch erstaunlich, mit welche Desinteresse auf die Lage in Pakistan reagiert wird, auch (oder gerade?) in den Medien.
Militärisch läßt sich das Problem nicht lösen und wer sich an eine diplomatischen Kösung machen könnte, ist auch sehr fraglich; besonders wenn Pakistan einen Diktator hat.
Das Interesse liegt immer da wo die Amerikaner gerade einmaschiert sind.

Amida Temudschin
08.10.2004, 16:44
Naja, die Medien greifen sich immer ein paar Krisenherde raus, über die sie berichten, der Rest wird ignoriert. Wer weiß den heute genau, welche buddhistischen Sekten sich gerade in Ostasien bekämpfen oder welche Stammesgruppen in Afrika Krieg gegeneinander führen.
Meine "Vorhersage" für Pakistan (ohne wirklich Ahnung davon zu haben) ist, daß Muscharaf sich irgendwann für eine der Gruppen entscheidet und die andere als Terroristen im "internationalen Kampf gegen den Terror" blutig verfolgen läßt. Welcher Richtung gehört er denn an? Wahrscheinlich gemäßigter Sunnit, oder?

HeilsbringeR
08.10.2004, 16:54
Ein intressanter Text von Nostradamus zum Thema:

"Der Gemeinschaftsgeist geht immer mehr zurück, dass die Schlacht nahe vom Ganges entbrennt. Durch verborgenes Feuer und Hitze, grosser Ort entzündet sich, Feuer, Blut, Hautausschläge, kein Wasser, es fehlt Getreide. Dreissigfache Wachen und die Tore aufgebrochen niemals gab es einen so furchtsamen Blitz."

Roter Prolet
08.10.2004, 18:53
Der Muscharaf is ein Militärdiktator von US-Gnaden.
Das erkennt man doch!

WladimirLenin
08.10.2004, 20:02
Zieht euch das rein:
http://www.kontraste.de/0402/rm/3.ram

OK! Das schlimmste ist, wenn Fundamentalisten an die Macht kommen, können die Islamisten durch die pakistanische Regierung die Atombombe bekommen!

Roter Prolet
08.10.2004, 20:11
hmmm...denkbar wäre es schon!

Müller
08.10.2004, 23:05
Pakistan ist Atommacht, es kommt immer wieder zu Spannungen mit dem Nachbarn Indien (auch Atommacht) und nun gerät Musharraf durch die inneren Konflikte zwischen radikalen Ismlamsiten immer mehr unter Druck.
Haben die USA (und der Rest der Welt) etwa seit dem 11.9. die Augen vor diesem Problem verschlossen?

Es gibt schon seit über einem Jahr konstruktive Kooperation zwischen Indien und Pakistan. Dass es zu einem Atomkrieg kommen könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Hauptproblem sind eigentlich eher die radikalen Islamisten, die Kontakt zur Al Qaeda haben. Packt man das Problem an den Wurzeln an, nämlich das Al Qaeda-Netzwerk selbst zu zerstören, so wären die Radikalen in Pakistan genauso orientierungslos wie ein Rudel von Wölfen ohne Führer.

Musharraf ist zwar ein Diktator, hat bisher allerdings für mehr Fortschritt gesorgt, als die korrupten Vorgänger.

Siran
09.10.2004, 10:20
Ich mach mir eigentlich weniger Sorgen um einen eventuellen Atomkrieg zwischen Pakistan und Indien als vielmehr um einen möglichen Bürgerkrieg oder Umsturz in Pakistan. Atomwaffen in so einer Situation gibt eine gefährliche Mischung.

Roter Prolet
09.10.2004, 12:58
"Musharraf ist zwar ein Diktator, hat bisher allerdings für mehr Fortschritt gesorgt, als die korrupten Vorgänger."
@Müller:
Welchen Fortschritt????

Rorschach
09.10.2004, 13:15
Meine "Vorhersage" für Pakistan (ohne wirklich Ahnung davon zu haben) ist, daß Muscharaf sich irgendwann für eine der Gruppen entscheidet und die andere als Terroristen im "internationalen Kampf gegen den Terror" blutig verfolgen läßt. Welcher Richtung gehört er denn an? Wahrscheinlich gemäßigter Sunnit, oder?
Ich vermute auch, daß er Sunnit ist, ohne es jetzt sicher sagen zu können; seinen früheren Versuche sich militanten sunnitischen Gruppen anzunähern würde auch darauf hinweisen (ebenso der Anteil der Sunniten an der Bevölkerung). Scheinbar wirkt er auf die gefährlichen Extremisten aber nicht gläubig genug, weshalb ich befürchte, daß es früher oder später zu deinem zweiten Szenario kommen könnte, besonders wenn die erstgenannte Möglichkeit völlig fehl schlagen sollte.

In diesem Artikel (http://www.alternet.org/waroniraq/20107/) wird eine 'neue Generation' von AQ Anhängern beschrieben, und angedeutet, daß diese auch auf die Unterwanderung der Sicherheitsbehörden abzielen; wenn das mal kein Super-Gau wäre: "Schröder bei Staatsempfang von fanatischem Soldaten getötet."
Aber genug der Spinnereien.

Müller
09.10.2004, 13:17
Da gibt es beträchtliche Fortschritte im Kampf gegen Korruption und die Drogenszene, die Steuern werden nicht mehr von korrupten Politikern verpfiffen, sondern in Bildung u.ä. investiert, die Pressefreiheit wurde erheblich gesteigert, positive Umstrukturierungen bei den Polizisten und im juristischen Bereich.

EDIT:
Meine "Vorhersage" für Pakistan (ohne wirklich Ahnung davon zu haben) ist, daß Muscharaf sich irgendwann für eine der Gruppen entscheidet und die andere als Terroristen im "internationalen Kampf gegen den Terror" blutig verfolgen läßt. Welcher Richtung gehört er denn an? Wahrscheinlich gemäßigter Sunnit, oder?

Er selbst bezeichnet sich als ziemlich liberal, der gerne mal abends einen guten Whiskey genießt.

Rorschach
09.10.2004, 15:18
Da gibt es beträchtliche Fortschritte im Kampf gegen Korruption und die Drogenszene, die Steuern werden nicht mehr von korrupten Politikern verpfiffen, sondern in Bildung u.ä. investiert, die Pressefreiheit wurde erheblich gesteigert, positive Umstrukturierungen bei den Polizisten und im juristischen Bereich.
Allzu positiv sind die Entwicklungen nicht unbedingt, zumindest besteht in manchen Teilen ein großer Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Diplomatisch ausgedrückt liest sich das dann in etwa so:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=10&land_id=129

Die Pressefreiheit scheint Musharraf allerdings weniger zu interessieren:

http://www.reporter-ohne-grenzen.de/cont_dateien/list_feind.php

Müller
09.10.2004, 17:12
Allzu positiv sind die Entwicklungen nicht unbedingt, zumindest besteht in manchen Teilen ein großer Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Ich habe auch nicht behauptet, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Allerdings gibt es, wie ich bereits sagte, Schritte in die richtige Richtung, die unter den Vorgängern wie Nawaz Sharif nicht denkbar gewesen wären.

Amida Temudschin
09.10.2004, 17:28
Jetzt, wo ich mein Bücherregal näher betrachte, sollte ich eigentlich den Satz "Davon hab' ich nicht wirklich Ahnung" revidieren, wäre mein Gedächnis nicht so schlecht. Da stehen "Clash of Fundamentalisms" von Tariq Ali und "Taliban" von Ahmed Rashid, beides Pakistanis, die relativ stark auf die Lage im eigenen Land eingehen. Anscheinend werde ich alt, denn ich kann mich an die Passagen nicht wirklich erinnern, weswegen ich mich aus der Diskussion ausklinke. Meine "Vorhersage" beruhte hauptsächlich auf der Erkenntnis, daß in einem Bürgerkrieg derjenige, der neutral bleiben will, meistens als erster untergeht.

Gregor Samsa
10.10.2004, 11:51
Pakistan ist Atommacht, es kommt immer wieder zu Spannungen mit dem Nachbarn Indien (auch Atommacht) und nun gerät Musharraf durch die inneren Konflikte zwischen radikalen Ismlamsiten immer mehr unter Druck.
Haben die USA (und der Rest der Welt) etwa seit dem 11.9. die Augen vor diesem Problem verschlossen?

Musharraf steht seit dem Beginn des Afghanistan-Krieges als Folge der Terror-Anschläge vom 11. September 2001 unter starkem innen- und außenpolitischem Druck.

Innenpolitisch sind es mehr oder weniger radikale Islamisten, die es vorziehen würden gegen die USA zu kämpfen als gegen die Taliban. Verschärfend wirkt dabei, daß in Pakistan gegen die Ausbildungs- und Rekrutierungsstätten der Taliban und deren pakistanische Unterstützer verschärft vorgegangen wird. Zudem unterstützt die pakistanische Armee den Kampf gegen die Taliban in Afghanistan durch unterstützende Operationen im Grenzgebiet auf pakistanischer Seite. Außenpolitisch sitzen ihm die USA im Nacken, den Kampf gegen die Taliban zu intensivieren.

Die Tatsache, daß Musharraf momentan so hoch im Kurs bei den USA steht ist mehr oder weniger der strategisch günstigen Lage in Bezug zu Afghanistan zuzuschreiben. Vor dem 11. September waren die USA durchaus nicht so zuvorkommend gegenüber der Diktatur unter Pervez Musharraf. Ähnlich wie die syrische Regierung 1990 nach der irakischen Invasion in Kuwait profitiert Pakistan jetzt.

Selbst bei einem Umsturz in Pakistan und einer Machtübernahme durch ein fundamentalistich-religiöses Regime sehe ich durch die atomare Bewaffnung kein erhöhtes Risiko. Zum einen sind Atomwaffen ausgesprochen unhandlich und lassen sich nicht mal ebenso in der Handtasche zwischen Lippenstift und Haarbürste versteckt irgendwo einschmuggeln. Zum anderen übersteigen Trägersysteme für Atom-Waffen bei weitem finanzielle und logistische Möglichkeiten von Terrorgruppen.

Manfred_g
12.10.2004, 00:28
Selbst bei einem Umsturz in Pakistan und einer Machtübernahme durch ein fundamentalistich-religiöses Regime sehe ich durch die atomare Bewaffnung kein erhöhtes Risiko. Zum einen sind Atomwaffen ausgesprochen unhandlich und lassen sich nicht mal ebenso in der Handtasche zwischen Lippenstift und Haarbürste versteckt irgendwo einschmuggeln.

Das sehe ich nicht ganz so locker. Bei einem Umsturz reicht es aus, an den richtigen Knopf zu gelangen. Wir (ich zumindest) wissen nicht ob die Sicherheitsvorkehrungen der Nuklearwaffen in Pakistan eine große Hürde darstellen. Womöglich braucht man nur zwei-drei passende Weggefährten (selbstmordbereite "heilige Krieger") an den richtigen Schlüsselstellen un das Feuerwerk kann beginnen.

Ich bin mir sicher, daß der Westen und der Rest der Welt das weiß, es weiß nur keiner was man dagegen tun soll. Dort einmaschieren ist kaum denkbar.
Nicht mal so sehr wegen der Nuklearwaffen, aber Pakistans Einwohnerzahl liegt in der Größenordnung Deutschlands (hab ich das richtig im Gedächnnis?)
Dagegen könnte sich der Irak-Krieg wie ein Nachmittagsspaziergang ausnehemen.

Gregor Samsa
13.10.2004, 09:10
Das sehe ich nicht ganz so locker. Bei einem Umsturz reicht es aus, an den richtigen Knopf zu gelangen. Wir (ich zumindest) wissen nicht ob die Sicherheitsvorkehrungen der Nuklearwaffen in Pakistan eine große Hürde darstellen. Womöglich braucht man nur zwei-drei passende Weggefährten (selbstmordbereite "heilige Krieger") an den richtigen Schlüsselstellen un das Feuerwerk kann beginnen.
Das ist mir dann doch etwas zu naiv betrachtet. Von der Unkenntnis der genauen Sicherungsmaßnahmen auf gar nicht vorhandene Sicherungsmaßnahmen und idiotensichere Abschußmechanismen,"da muß nur jemand auf den Knopf drücken", zu schließen ist doch mehr als gewagt. Ebenso naiv ist meiner Meinung nach die Vorstellung, daß das Ziel fanatisierter Islamisten in erster Linie blindwütige Zerstörung und Massenmord sei, ohne Rücksicht auf Konsequenzen.


Ich bin mir sicher, daß der Westen und der Rest der Welt das weiß, es weiß nur keiner was man dagegen tun soll. Dort einmaschieren ist kaum denkbar.
Politische und wirtschaftliche Maßnahmen, um einerseits die bisherige Regierung zu stabilisieren und andererseits diplomatischen Druck in Richtung einer Demokratisierung und wirtschaftlichen Liberalisierung des Landes ausüben.


Nicht mal so sehr wegen der Nuklearwaffen, aber Pakistans Einwohnerzahl liegt in der Größenordnung Deutschlands (hab ich das richtig im Gedächnnis?)
Dagegen könnte sich der Irak-Krieg wie ein Nachmittagsspaziergang ausnehemen.
Ein militärisches Eingreifen im Falle eines Umsturzes und der Bildung einer radikal-islamischen Regierung ist ausgeschlossen. Schlimmstenfalls hat man eben mit einer fundamentalistischen Regierung mit Atomwaffen zu leben.

Notstand
13.10.2004, 16:54
Die Tatsache, daß Musharraf momentan so hoch im Kurs bei den USA steht ist mehr oder weniger der strategisch günstigen Lage in Bezug zu Afghanistan zuzuschreiben.


Oder jedes land das ÖL hat, das braucht die USA, deshalb kriechen die jedem in den Arsch um es zu bekommen.
oder seh ich das falsch
:( :(

Gregor Samsa
16.10.2004, 10:44
Oder jedes land das ÖL hat, das braucht die USA, deshalb kriechen die jedem in den Arsch um es zu bekommen.
oder seh ich das falsch
:( :(
Falls man die Tatsache ignoriert, daß Pakistam trotz eigener Ölquellen auf Erdölimporte angewiesen ist und somit eigentlich in Konkurrenz zu den eingebildeten US-Interessen gewisser Leute steht, siehst du das durchaus richtig. Demnächst werden die Probebohrungen für neue Ölfelder nicht mehr nach geologischen Gesichtspunkten durchgeführt, sondern anhand von US-Truppenkonzentration. :rolleyes:

optikboom
20.10.2004, 02:39
lol.. die USA .........(und der Rest der Welt)

Manfred_g
23.10.2004, 20:52
Das ist mir dann doch etwas zu naiv betrachtet. Von der Unkenntnis der genauen Sicherungsmaßnahmen auf gar nicht vorhandene Sicherungsmaßnahmen und idiotensichere Abschußmechanismen,"da muß nur jemand auf den Knopf drücken", zu schließen ist doch mehr als gewagt. Ebenso naiv ist meiner Meinung nach die Vorstellung, daß das Ziel fanatisierter Islamisten in erster Linie blindwütige Zerstörung und Massenmord sei, ohne Rücksicht auf Konsequenzen.


Politische und wirtschaftliche Maßnahmen, um einerseits die bisherige Regierung zu stabilisieren und andererseits diplomatischen Druck in Richtung einer Demokratisierung und wirtschaftlichen Liberalisierung des Landes ausüben.


Ein militärisches Eingreifen im Falle eines Umsturzes und der Bildung einer radikal-islamischen Regierung ist ausgeschlossen. Schlimmstenfalls hat man eben mit einer fundamentalistischen Regierung mit Atomwaffen zu leben.

Lies bitte etwas sorgfältiger.
Ich schrieb nicht umsonst "womöglich" und daß ich es nicht weiß... also spekuliere ich und bin mir dieser Tatsache bewußt.
Nichts daran ist naiv. Naiv ist aber, auch nicht mehr zu wissen und gleichzeitig vor Möglichkeiten die man nicht ausschließen kann -insbesondere gefährlichen- die Augen zu verschliessen.