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Vollständige Version anzeigen : Auswirkungen des Hungers in Deutschland im ersten Weltkrieg und kurz danach



NimmerSatt
08.08.2007, 19:04
In diesem Thread möchte ich, dass zwei Themen behandelt werden. Ersten die Zahl der Hungertoten in Deutschland und zweitens die Auswirkungen hiervon auf die Novemberrevolution.


Ich habe schon oft, auch in Fachliteratur, von bis zu einer Millionen Kriegstoten und Nachkriegstoten durch Hunger in Deutschland gelesen.

Niall Ferguson schreibt jedoch:
"Gewiß hungerten viele Deutschen. Aber der Beweis, daß irgend jemand verhungerte, läßt sich nicht erbringen - obwohl immer noch in der Literatur gelegentlich Hunderttausende von Hungertoten auftauchen."
Niall Ferguson "Der Falsche Krieg" Seite 267


Wenn der erste Fall stimmt, dann hatte dies sicherlich Einfluss auf den Ausbruch der Novemberrevolution, wenn der zweite Fall stimmt, dann könnte es auch Einfluss gehabt haben, aber bei weitem einen nicht so starken.

Don
08.08.2007, 19:25
Der erste Weltkrieg verursachte exreme Mangelwirtschadt im Deutschen Reich.
Verursacht durch völlig fehlende Planung, da eigentlich ein schnelles Kriegsende als sicher angenommen wurde.
(Woraus A.H. sehr viel gelernt hat, was die Bedeutung der sicheren Grundversorgung der Bevölkerung anbelangt)

Es mag vereinzelt auch Hungertote durch Schwäche gegeben haben.
Aber keine Hungersnot, vergleichbar mit anderen Vorkommnissen dieser Art auf unserem Planeten.

Die Zustände hatten natürlich Einfluß auf die politische Entwicklung, Alles hat Einfluß. Wie stark er war ist kaum durch Nachkarten zu ermitteln.

NimmerSatt
08.08.2007, 22:31
Der erste Weltkrieg verursachte exreme Mangelwirtschadt im Deutschen Reich.
Verursacht durch völlig fehlende Planung, da eigentlich ein schnelles Kriegsende als sicher angenommen wurde.
(Woraus A.H. sehr viel gelernt hat, was die Bedeutung der sicheren Grundversorgung der Bevölkerung anbelangt)

Diese These scheint nicht mehr haltbar zu sein.

Niall Ferguson schreibt dazu:
"Der Verbrauch an Nahrungsmitteln in Deutschland sank zwar, aber das geschah auch in Großbritannien. Alternativen Berechnungen zufolge war der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch an Kartoffeln und Fisch 1918 höher als 1912/13. Das deutsche System der Nahrungsmittelrationierung in Kriegszeiten ist kritisiert worden; aber man kann durchaus die These vertreten, daß die uneingeschränkte Laissez-faire-Politik der Briten noch verschwenderischer und ineffizienter war. Die Deutschen führten im Januar 1915 die Brotrationierung ein und schufen im Mai 1916 ein Kriegsernährungsamt."
Niall Ferguson "Der Falsche Krieg" Seite 266

Meister Lampe
08.08.2007, 23:26
Diese These scheint nicht mehr haltbar zu sein.

Niall Ferguson schreibt dazu:
"Der Verbrauch an Nahrungsmitteln in Deutschland sank zwar, aber das geschah auch in Großbritannien. Alternativen Berechnungen zufolge war der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch an Kartoffeln und Fisch 1918 höher als 1912/13...."
Niall Ferguson "Der Falsche Krieg" Seite 266

Ja, an Kartoffeln und Fisch vielleicht. Was ist mit Fleisch, Getreide, Milch, Brot und anderen Grundnahrungsmitteln? Man kann ein Volk ja nicht nur mit Fisch und Kartoffeln ernähren, da sind Mangelerscheinungen die Folge.
Und vor Allem: Wie hoch war der durchschnittliche Kalorienverbrauch?
Was schreibt Ferguson dazu?

leuchtender Phönix
09.08.2007, 12:24
Deutschland war zu der Zeit eben sehr stark auf Nahrungsimporte angewiesen. Da führte solch eine Blockade natürlich zur Hungersnot.

NimmerSatt
09.08.2007, 17:04
Ja, an Kartoffeln und Fisch vielleicht. Was ist mit Fleisch, Getreide, Milch, Brot und anderen Grundnahrungsmitteln? Man kann ein Volk ja nicht nur mit Fisch und Kartoffeln ernähren, da sind Mangelerscheinungen die Folge.
Und vor Allem: Wie hoch war der durchschnittliche Kalorienverbrauch?
Was schreibt Ferguson dazu?

Zu den anderen Nahrungsmitteln schreibt er nichts, aber da schnell rationalisiert wurde und kaum jemand verhungerte, kann nicht davon gesprochen werden, dass im Deutschen Reich extrem schlecht gewirtschaftet wurde.

Ich würde sagen, auf die völlig neue, unbekannte Situation hat man sich im Deutschen Reich sogar noch recht gut eingestellt.

Haben Sie etwas zum durchschnittliche Kalorienverbrauch?

fragensteller
09.08.2007, 20:51
Deutschland war zu der Zeit eben sehr stark auf Nahrungsimporte angewiesen. Da führte solch eine Blockade natürlich zur Hungersnot.Wenn man allerdings Autarkie will, dann wird das als Kriegstreiberei ausgelegt.

Dabei macht man sich damit nur unerpreßbar.

Ausonius
09.08.2007, 21:05
Die Hungertoten dürften sich nur noch schwer ausdifferenzieren lassen. Gleichzeitig tobte durch Europa nämlich eine enorme Grippeepidemie, der Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Quo vadis
09.08.2007, 21:55
In diesem Thread möchte ich, dass zwei Themen behandelt werden. Ersten die Zahl der Hungertoten in Deutschland und zweitens die Auswirkungen hiervon auf die Novemberrevolution.


Ich habe schon oft, auch in Fachliteratur, von bis zu einer Millionen Kriegstoten und Nachkriegstoten durch Hunger in Deutschland gelesen.

Niall Ferguson schreibt jedoch:
"Gewiß hungerten viele Deutschen. Aber der Beweis, daß irgend jemand verhungerte, läßt sich nicht erbringen - obwohl immer noch in der Literatur gelegentlich Hunderttausende von Hungertoten auftauchen."
Niall Ferguson "Der Falsche Krieg" Seite 267


Wenn der erste Fall stimmt, dann hatte dies sicherlich Einfluss auf den Ausbruch der Novemberrevolution, wenn der zweite Fall stimmt, dann könnte es auch Einfluss gehabt haben, aber bei weitem einen nicht so starken.

Einen reinen Hungertod dürften die Wenigsten gestorben sein, aber durch die Mangelernährung und Versorgung haben Krankheiten aller Art, reiche Ernte halten können.Spanische Grippe, Typhus, Skorbut, Dyphterie, Fleckfieber u.a. dürften die o.g. Todeszahlen noch weit in den Schatten stellen.......

Rheinlaender
10.08.2007, 16:38
Wenn man allerdings Autarkie will, dann wird das als Kriegstreiberei ausgelegt.

Dabei macht man sich damit nur unerpreßbar.

Das ist weder Unsinn - warum, ausser zur Kriegsvorbereitung sollte man Autark werden, langfristige Liefervertraege sind dort viel billiger.

leuchtender Phönix
11.08.2007, 18:05
Wenn man allerdings Autarkie will, dann wird das als Kriegstreiberei ausgelegt.

Dabei macht man sich damit nur unerpreßbar.

Niemand hat die blose Autarkie als Kriegstreiberei ausgelegt. Theoretisch könnte man es wirklich so sehen. Aber im Rückblick sind die Autarkiebemühungen von Hitler genau darauf aus, um für seine Kriege relativ unabhängig von wichtigen Importen zu sein.