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Vollständige Version anzeigen : selbstkritik!



Bakunin
06.04.2004, 01:52
fehlt den deutschen vielleicht etwas selbstkritik....

ich habe hier mal ein zitat von schopenhauer:

"Apropos, ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, daß ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwenglichen Dummheit verachte, und mich schäme, ihr anzugehören."

ist doch irgendwie heftig, aber sollten wir deutsche uns nicht ab und zu in selbstkritik üben?

für viele wird das jetzt sicherlich komisch klingen, denn sie denken, dass unsere selbstkritik soweit geht, dass sie schon fast selbstzerstörend ist.

richtig, meine idee ist nun, dass man diese selbstzerstörung durch wahre selbstkritik austauscht, denn das wäre auch für die deutschen hilfreich!

Rage
06.04.2004, 01:59
Selbstkritik in Bezug auf....?

Bakunin
06.04.2004, 02:04
...alles.

ich habe nämlich die befürchtung, dass nun eine neue periode beginnt und zwar die der verklärung des deutschen!

heute wird noch alles, was deutsch ist schlecht geredet und morgen? vielleicht wird dann ja alles schön geredet....

von daher fordere ich selbstkritik, statt selbststörung! wir fallen vom einen extrem nichts nächste...

Siran
06.04.2004, 08:05
Ich halte Deutschland momentan für die selbstkritischste Nation, die es überhaupt gibt. In keinem anderen Land wird das eigene Vorgehen immer wieder so angezweifelt und durchdacht.

Rosa Brigaden
06.04.2004, 08:45
Ich halte Deutschland momentan für die selbstkritischste Nation, die es überhaupt gibt. In keinem anderen Land wird das eigene Vorgehen immer wieder so angezweifelt und durchdacht.das täuscht; ich halte das eher für eine fassade, die sich insbesondere im gut ausgeformten gesinnungsjargon zeigt.
unterhalb dieser oberfläche sind ganz andere mechanismen, ganz andere einstellungen wirksam.

RB

ichbindrin
06.04.2004, 08:50
Also manche Menschen könnten vielleicht etwas mehr Selbstkritik an den Tag legen, ich würde sogar sagen die meisten, aber das bezieht sich auf alle Nationen.

Michael Hölzle
06.04.2004, 19:52
Ich meine, ich kann Bakunin in gewisser Weise recht geben.

Die Menschen als Individuen sind hier zu wenig selbstkritisch.

Die Deutschen als Nation allerdings sind viel zu selbstkritisch.

Davon sollten sich viele Politiker mal eine Scheibe abschneiden.

fryfan
06.04.2004, 23:34
ich habe hier mal ein zitat von schopenhauer:


meine ich das nur, oder gibt es von den Ärzten auch ein lied das Schopenhauer heist?!

Müller
06.04.2004, 23:52
Ich halte Deutschland momentan für die selbstkritischste Nation, die es überhaupt gibt. In keinem anderen Land wird das eigene Vorgehen immer wieder so angezweifelt und durchdacht.

Genau meine Meinung.

Botschafter
07.04.2004, 00:16
Genau meine Meinung.


Meine ebenfalls. Wir sind doch die größten Miesepeter weit und breit.

Adenauer

Gärtner
07.04.2004, 00:28
@Adenauer: Jedoch nicht wir Rheinländer. Wir sind ein fröhliches Völkchen! :P

Bakunin
07.04.2004, 19:26
ich meinte es so, dass unsere jetzige selbstkritik vielleicht kontraproduktiv ist, da sie ihren sinn und zweck verfehlt.

viele menschen entwickeln einen hass auf bestimmte themen, die immer wieder aufgewärmt werden, anstatt dass sie sich damit ordentlich auseinandersetzen. daran sind weniger die menschen schuld, die unter der dauernden selbstkritik von oben leiden, als viel mehr die, die dafür sorgen wie wir uns mit welchen themen beschäftigen.

selbstkritik muss nämlich von innen kommen und nicht von außen. das war die botschaft!

Bakunin
08.04.2004, 03:14
Meine ebenfalls. Wir sind doch die größten Miesepeter weit und breit.

Adenauer

das, und ganz genau das, meine ich. die deutsche sind nicht selbstkritisch, sondern selbstzerstörerisch. ein riesiger unterschied! und sie machen genau das, was ich bei vielen befürchte: sie setzen beides gleich!

selbstkritik ist förderlich, während selbstzerstörung natürlich zerstörend wirkt. folglich fordere ich : selbstkritik, statt selbstzertörung!

zusatz: eine nicht zu unterschätzende gefahr besteht, nämlich dass aus der selbstzerstörung selbstmitleid wird ( wie ich das oft im forum lese. viele bemitleiden deutschland, das deutsche volk , und somit sich selber, das opfer und verlierer des 2.weltkrieges ist, opfer der "türkischen invasion" und und und ) und daraus als endergebnis: nationalismus.

wenn ich vor einer politischen bewegung angst habe, dann ist das die nationalistische! dagegensteuern bedeutet selbstkritik. so sehe ich das.

ichbindrin
08.04.2004, 14:31
Absolut richtig! :]

Wenn wir endlich unsere Tränendrüsen abstellen, die Probleme dort sehen wo sie wirklich sind (m. E. Faulheit des Geistes) und sie lösen würden (endlich wieder Gefallen finden am Immateriellen, wie z. B. Bildung, anstatt sich die Birne mit Konsumfixiertheit wegzubrennen), wären wir ein ganzes Stück weiter!

An allem nur die negativen Seiten zu sehen ist niemals konstruktiv. Selbst wenn etwas negativ ist, sollte man sich nicht auf die reine Erkenntnis ebendieser Tatsache beschränken, sondern den misslichen Zustand abstellen!!

Bakunin
08.04.2004, 20:01
richtig, selbstkritik ist eine waffe gegen die geistige faulheit.

basti
14.04.2004, 00:06
das täuscht; ich halte das eher für eine fassade, die sich insbesondere im gut ausgeformten gesinnungsjargon zeigt.
unterhalb dieser oberfläche sind ganz andere mechanismen, ganz andere einstellungen wirksam.

RB


welche mechanismen und einstellungen sollen das denn genau genommen sein?

basti
14.04.2004, 00:07
richtig, selbstkritik ist eine waffe gegen die geistige faulheit.


sie wird dazu benutzt, um menschen bloß_zustellen, sie zu entwürdigen.

Kaiser
14.04.2004, 00:09
fehlt den deutschen vielleicht etwas selbstkritik....

ich habe hier mal ein zitat von schopenhauer:

"Apropos, ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, daß ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwenglichen Dummheit verachte, und mich schäme, ihr anzugehören."

ist doch irgendwie heftig, aber sollten wir deutsche uns nicht ab und zu in selbstkritik üben?

für viele wird das jetzt sicherlich komisch klingen, denn sie denken, dass unsere selbstkritik soweit geht, dass sie schon fast selbstzerstörend ist.

richtig, meine idee ist nun, dass man diese selbstzerstörung durch wahre selbstkritik austauscht, denn das wäre auch für die deutschen hilfreich!

Die Deutschen haben die Form der konstruktiven Selbstkritik schon lange zugunsten der destruktiven und lähmenden Selbstkritik hinter sich gelassen.

Bakunin
14.04.2004, 00:11
Die Deutschen haben die Form der konstruktiven Selbstkritik schon lange zugunsten der destruktiven und lähmenden Selbstkritik hinter sich gelassen.

ja, und das ist kontraproduktiv!

ichbindrin
20.04.2004, 23:38
sie wird dazu benutzt, um menschen bloß_zustellen, sie zu entwürdigen.

Wieso das?

Das Gegenteil ist der Fall! Selbstkritik zeugt von allerhöchster Würde! Nur wer genügend Selbstvertrauen (im Sinne von Würde) besitzt, kommt überhaupt auf die Idee zu ehrlicher Selbstkritik. Der Würdelose verdrängt!

Schwartzer Rab
20.04.2004, 23:46
Ich wage mal die Antithese: "Die Deutschen" sind überhaupt nicht selbstkritisch! Die "Schuld" und "Sühne" Deutschlands wegen Hitler und Holocaust werden doch öffentlich überhaupt nicht reflektiert. Ohne Reflektion keine Selbstkritik. Im Gegenteil: Jede Form von Selbstkritik in Gestalt von Kritik an der deutschen Selbstzerfleischung wird von den Hütern des bundesrepublikanischen Credo von der immerwährenden Schuld mit allen Mitteln im Ansatz zunichte gemacht.

ichbindrin
20.04.2004, 23:58
Hä? Ich glaube, du lebst in der Vergangenheit. Diese Reflektion hat doch längst begonnen. Erinnere dich z. B. an die SPIEGEL-Serie über das Leid, das der Luftkrieg über Deutschland angerichtet hat, oder die vielen z. T. sehr gut gelungenen Beiträge von Guido Knopp im ZDF über das Flüchtlingsdrama, die einen Teil von dem bilden, was wir heute sind: Eine friedliebende Nation. Wir haben erkannt, dass Krieg immer die schlechtere Alternative ist und auf allen Seiten entsetzliches Leid anrichtet. Wir hüten uns vor dem widerlichen Aufrechnen von Opferzahlen, sondern erinnern uns aller Opfer. Wenn das keine emanzipierte, differenzierte und weise Betrachtung ist, weiß ich auch nicht weiter.

Schwartzer Rab
21.04.2004, 00:20
Knöppchens Reihe hieß "Hitlers letzte Opfer". Welch gnadenloser Zynismus. Aber der Titel zeigt, woher der Wind weht.

Die Diskussion über den Bombenkrieg war überfällig und nützlich, hat aber am Grundproblem nichts geändert: Auschwitz ist der Grundstein unserer Republik, wie sich immer wieder zeigt. Der Begriff "Credo" in meinem letzten Kommentar war nicht zufällig gewählt. Die Ideologie der Schuld und Erbsünde ist gleichsam das quasi-religiöse Zentralmotiv des politischen Lebens der BRD. Wie eine Monstranz trägt es die politische Klasse vor sich her. Ich habe zufällig gestern mal wieder das Literaturangebot der Bundeszentrale für politische Bildung durchgestöbert - Auschwitz, Auschwitz, über alles. Danke, mir reicht's.

Nein
21.04.2004, 00:37
Hä? Ich glaube, du lebst in der Vergangenheit. Diese Reflektion hat doch längst begonnen. Erinnere dich z. B. an die SPIEGEL-Serie über das Leid, das der Luftkrieg über Deutschland angerichtet hat, oder die vielen z. T. sehr gut gelungenen Beiträge von Guido Knopp im ZDF über das Flüchtlingsdrama, die einen Teil von dem bilden, was wir heute sind: Eine friedliebende Nation. Wir haben erkannt, dass Krieg immer die schlechtere Alternative ist und auf allen Seiten entsetzliches Leid anrichtet. Wir hüten uns vor dem widerlichen Aufrechnen von Opferzahlen, sondern erinnern uns aller Opfer. Wenn das keine emanzipierte, differenzierte und weise Betrachtung ist, weiß ich auch nicht weiter.

Ich verstehe Leute wie sie nicht. Aus ihren Worten kann man ganz klar herauslesen das sie Deutschland und Hitler für Alleinschuldig am 2 Weltkrieg halten,oder irre ich? Darauf basiert dann wohl auch ihr gesamtes Denken und ihr Geschichtsverständniss ,wie bei dem Großteil der deutschen. Aber wie kann das sein? Bis zum heutigen Tage sind ,besonders im Ausland, Tausende Bücher und Untersuchungen zur Kriegsschuldfrage von 39 erschienen ,die genau das Gegenteil bewiesen haben ,nämlich das Deutschland und Hitler keineswegs Schuldig ,oder gar Alleinschuldig, am 2 Weltkrieg sind!

Im Ausland ,und auch hier,enstanden schon in den 60er Jahren solche Sätze:

,,Man hat das deutsche Volk politisch gekreuzigt aufgrund der Legenden, die von der Bonner Regierung auch heute noch aufrecht erhalten werden, wobei sie diejenigen, die über 1939 die Wahrheit veröffentlichen, mit Gefängnisstrafen bedroht...“,,... wieviel Mut und Charakter zu jedem Versuch gehört, Hitlers einmalige Schuld anzuzweifeln. Wenn sich nämlich dieses Grunddogma nicht aufrechterhalten läßt, wird der zweite Weltkrieg zum größten Verbrechen der Geschichte, vergleichbar einem...Verbrechen, das zur Hauptsache auf England, Frankreich und den Vereinigten Staaten lastet. Je deutlicher die Schrecken und bösen Folgen des Zweiten Weltkrieges hervortreten, desto notwendiger braucht man Hitler als Sündenbock“

Prof. H. E. Barnes (Die Deutsche Kriegsschuldfrage 1968)


Dieses Zitat hat in fast 40 Jahren nichts ,aber auch gar nichts an seiner Aktualität verloren ,ist das nicht unglaublich? Und das obwohl in der Zwischenzeit etliche Archive geöffnet wurden und tausende mehr solcher Bücher erschienen!

Interessanterweise hat das amerikanische Außenministerium, das Department of State, mit Billigung des damaligen Außenministers John Foster Dulles 1958/59 versucht, die Bundesdeutschen zu einer milden revisionistischen Geschichtsschreibung zu ermuntern. In jenen Jahren hat das Department of State die Sowjetregierung ja auch ganz offiziell beschuldigt, für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mitverantwortlich zu sein. Als ausführendes Organ für diesen Versuch fungierte der 1945 in die USA emigrierte angesehene deutsche Professor Hermann Lutz, dessen Buch „German-French Unity: Basis for European Peace“ mit Hilfe amerikanischer Fördergelder ins Deutsche übersetzt und publiziert wurde. Die Reaktionen offizieller Stellen wie der Leitmedien in der Bundesrepublik waren jedoch derart negativ, dass die Amerikaner dieses Projekt nicht weiterverfolgten.

Die Haltung der Bundesregierung zu dieser Frage ist also nur sehr schwer zu erklären. Man hat den Eindruck, einem politischen Kompromiss gegenüberzustehen, der in den fünfziger Jahren seinen Sinn haben mochte, der sich inzwischen aber zu einer schweren Belastung der geistigen Verhältnisse in Deutschland ausgewachsen hat...


Das Alleinschulddogma ist ganz einfach historisch völlig unhaltbar!

ichbindrin
21.04.2004, 16:33
Aus ihren Worten kann man ganz klar herauslesen das sie Deutschland und Hitler für Alleinschuldig am 2 Weltkrieg halten,oder irre ich?

Ja!! Ganz gewaltig. Es ging mir nicht um die Voraussetzungen und die Schuld am Kriegsausbruch, sondern um die Erkenntnis, dass Krieg immer entsetzliches Leid auf allen Seiten anrichtet, also immer Unrecht ist, egal wer ihm beginnt.

Zur Frage der Kriegsschuld sind wir in Deutschland tatsächlich etwas zögerlich, aber es ist keineswegs mehr unmöglich, zu sagen, dass der Erste Weltkrieg die politische Lage in Deutschland entscheidend destabilisiert hat, was Hitler den Nährboden verschaffte. Was daraus dann allerdings wurde, liegt wiederum in der Tat in deutscher Verantwortung.
Bevor du (hier duzt man sich!) jetzt auf die Idee kommst, fürchterlich loszuschreien, bedenke dies: Freiheit heißt immer auch Verantwortung! Wer Ausflüchte für Fehler sucht, entmündigt die Menschen! Mache dir also klar, vor welcher Wahl du stehst!!
Entweder waren einige deiner Vorfahren unmündig oder schuldig. In wieweit aus der Schuld Verantwortung entsteht, ist eine Einzelfallentscheidung.

subba
24.04.2004, 12:48
>ist doch irgendwie heftig, aber sollten wir deutsche uns nicht ab und zu in
>selbstkritik üben?

"Wir" schließt mich ein und ich habe keinerlei Grund mich in Selbstkritik zu üben. Ich mache nämlich alles ganz genau so wie ich es für richtig halte. Ich stehe sozusagen im Einklang mit einer (zugegeben ziemlich verrückten) Identität, soweit es sie überhaupt gibt. Die anderen dagegen sind eh nur sowas wie Tiere die sprechen können. Denen kann man eigentlich ihre unendliche Dummheit nicht vorwerfen.

Irratio
24.04.2004, 15:18
>ist doch irgendwie heftig, aber sollten wir deutsche uns nicht ab und zu in
>selbstkritik üben?

"Wir" schließt mich ein und ich habe keinerlei Grund mich in Selbstkritik zu üben. Ich mache nämlich alles ganz genau so wie ich es für richtig halte. Ich stehe sozusagen im Einklang mit einer (zugegeben ziemlich verrückten) Identität, soweit es sie überhaupt gibt. Die anderen dagegen sind eh nur sowas wie Tiere die sprechen können. Denen kann man eigentlich ihre unendliche Dummheit nicht vorwerfen.

Womöglich erkennst auch du eines Tages die unendliche Einfalt, die so viele praktizieren... eines Tages.

Irratio.