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Vollständige Version anzeigen : Die gute alte Encarta



Halteverbot
07.01.2004, 10:53
Als ich heute morgen einmal bisschen in der Encarta durchgestöbert habe, wollte ich nur kurz einen chemischen Begriff nachschauen:
Valenz! Schon landete ich bei dem Oberbegriff: Chemie; soweit verständlich. Kurz darauf erschien ein kleines Knöpflein vor mir mit der Aufschrift Giftgas; Nach kurzen zögern dachte ich, ich schau einfach mal kurz nach. Und siehe da: Schon war ich beim guten alten Adolf gelandet! Jetzt haben die Außenelektronen der Atome herzhaft wenig mit einem Giftgas zu tun, das im NS anscheinend verwendet wurde, aber ich dachte mir ich schau einfach mal weiter.
Es dauert nicht lange und schon bin ich bei den Ariern gelandet, und schon bekam ich folgendes Zitat zu Gesicht:

Die nationalsozialistische Rassenideologie führte 1935 zu einer den Rechtsstaat pervertierenden Rassengesetzgebung (Nürnberger Gesetze) und gipfelte in der Verfolgung und späteren Massenvernichtung so genannter nichtarischer Völker während des 2. Weltkrieges
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Interessant, dass nicht Arier der Massenvernichtung zum Opfer gefallen sind...
Wenn man sich aber jetzt einmal die obige Definition des Ariers ansieht, die ich schon einmal im 'Rassen' Thread gepostet hatte, dann sollte einem auffallen, dass es schier unmöglich war, dass noch Arier in Deutschland, sogar in Europa existierten!
Also hatte Hitler das gesamte nicht-arische Volk(alle Deutschen) in VLs geschickt und vergasen lassen.
Interessant!

Es dauerte natürlich nicht lange von Hitler zur NSDAP und deren Parteiprogramm von 1920 zu gelangen. Anstatt das Original des Programmes abzudrucken wird einfach eine kleine stümperliche und vorallem inkorrekte Zusammenfassung niedergeschrieben.

Das 25 Punkte umfassende Parteiprogramm vom 24. Februar 1920, das Drexler und Hitler zusammen verfassten, zeichnete sich durch stark antiliberale, antikapitalistische, imperialistische und besonders antisemitische Züge aus.
"Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Man kann es beurteilen wie man es will.
Hinzu kommt noch, dass die NSDAP sogar für Deutsche asozial gewesen sei, sehr interessant:

Anders als es ihr Name vermuten lässt, war die NSDAP antisozialistisch und antimarxistisch ausgerichtet, wenngleich sie ihr Programm in erster Linie auf den wirtschaftlich benachteiligten bzw. gefährdeten unteren Mittelstand ausrichtete.
"Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Schwer enttäuscht zog ich mich ersteinmal wieder in die schöneren Welten der Chemie zurück, bis ich mich bei dem Begriff Stahl vertippte, sodass ich bei meinem Freund dem Stählernen gelandet bin.
Ich überflog kurz, bis ich bei seiner Machtsicherung angelangt war:

Es gelang Stalin, nach und nach alle seine Gegner auszuschalten: zunächst Trotzkij, danach Sinowjew und Kamenew, die sich der Opposition um Trotzkij angeschlossen hatten, und schließlich Bucharin und Rykow. Bis etwa 1929 hatte er alle Gegner und oppositionellen Strömungen unterdrückt, die eigene Machtposition gefestigt und ein diktatorisches, autokratisches Regime errichtet.

Wie nett das doch ausgedrückt ist, ich zitiere: auszuschalten!

Nun suche ich weiter und weiter und finde tatsächlich absolut keine Angaben zu gezielt getätigten Morde!
Zum Glück sah das etwas anders auch, als ein Link zur Tschistka auftauchte, allerdings war dort nur die Rede von 'Säuberung' innerhalb der Partei!
Auch unter dem Begriff antisemitismus erhält man keinen einzigen Treffer, der nur ansatzweise auf Stalin treffen konnte.
Das Fazit kann sich hier jeder selbst draus ziehen.

Was auch lächerlich war, aber mich später nicht verwunderte war die Tatsache, dass der Begründer der Betriebswirtschaftslehre Eugen Schmalenbach zwar erwähnt wird, allerdings seine Nationalität verschwiegen wird. Nun wusste ich selbst noch nichts über diesen Herren und musste weiter Recherchieren und siehe da, wen wunderst: Er war natürlich Deutscher während der NS Zeit!

Also mich wundert bei dieser Enzyklopädie gar nichts mehr ehrlichgesagt.
Rudolf rät: Selber denken und verschiedene Quellen benutzen, vorallem bei den amerikanischen vorsichtig sein!

Kommissär
07.01.2004, 11:15
Also beim Begriff Arier im Zusammenhang mit dem 3. Reich versteht man schon eher die Rassenbezeichnung für die deutschen im 3. Reich. Es spricht heute kaum jemand mehr von den indischen Ariern.

Abgesehen davon halte ich Encarta für eine verlässliche Quelle, ich werde mir auch in Zukunft das Encarta zulegen. Die Firma, die dahinter steht ist zwar amerikanisch, aber für den deutschen Inhalt sind Historiker usw. aus dem deutschen Sprachraum zuständig. Daher sind gewisse Texte etwas antideutsch.

Halteverbot
07.01.2004, 11:31
Also im Großen und Ganzen ist sie ja ein feines Nachschlagewerk und ich konnte bisher wenig an ihr aussetzen, da ich sie nicht unbedingt für historische 'Tatsachen' verwendet habe.
Ich kanns dir durchaus empfehlen, ich habe lediglich davon abgeraten, seine politischen Fakten nur aus dieser Enzeklopädie zu entnehmen, da wie ich gezeigt habe, viel Dinge falsch dargestellt werden, oder sogar verschwiegen!
Darum geht es mir eigentlich.


Also beim Begriff Arier im Zusammenhang mit dem 3. Reich versteht man schon eher die Rassenbezeichnung für die deutschen im 3. Reich.

Eben!
Dann darf man den Begriff Arier aber nicht 5 Zeilen oberhalb richtig, wie du schon sagtest (indische Arier) erklären!
Wenn man 1 + 1 zusammenzählen kann, wäre die logische Schlussfolgerung, dass Hitler alle Deutschen hätte töten müssen!
Ich finde es sowieso lächerlich bei dem Begriff Arier sofort auf die sinnlose Bezeichnung der NS-Zeit hinzuweisen.

Siran
07.01.2004, 11:39
Also unter Arier finde ich folgendes:


Arier
Arier, zur indoiranischen Gruppe der indogermanischen Sprachfamilie gehörende Völker (u. a. Meder, Perser). Erste Spuren der Arier (Sanskrit arya: „Edle”) finden sich im kleinasiatischen Raum: Schriftliche Quellen belegen, dass das mesopotamische Mitannireich im 14. und 15. Jahrhundert v. Chr. eine arische Oberschicht besaß. Nach dem Zusammenbruch ihrer Herrschaft wanderten die Arier um das 12. Jahrhundert v. Chr. nach Osten und drangen aus iranischem und afghanischem Gebiet in den Nordwesten Indiens vor. Sie eroberten zunächst den Punjab, dann weitere Teile Indiens. Die arische Kultur überlagerte diejenige der autochthonen Bevölkerung. Die Entstehung des Kastensystems ist ein Ausdruck dafür, dass eine Trennung zwischen der arischen Oberschicht und der ursprünglichen Bevölkerung bestehen blieb.

Der Antisemitismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts und insbesondere der Nationalsozialismus schufen eine Rassenideologie, die auf das angeblich traditionelle arische Herrschafts- und Selbstverständnis zurückgriff. In chauvinistischer Anmaßung betonten sie die angebliche Überlegenheit einer weißen Herrenrasse – der Arier –, zu denen sie sich selbst zählten. Damit diskreditierten und diskriminierten sie andere gesellschaftliche Gruppen, vor allem die Juden. Die nationalsozialistische Rassenideologie führte 1935 zu einer den Rechtsstaat pervertierenden Rassengesetzgebung (Nürnberger Gesetze) und gipfelte in der Verfolgung und späteren Massenvernichtung so genannter nichtarischer Völker während des 2. Weltkrieges (siehe Adolf Hitler; Drittes Reich).

Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Das dick geschriebene würde bei mir schon darauf hinweisen, dass der Rassebegriff der Nationalsozialisten nicht mit dem eigentlich Begriff Arier übereinstimmt.

Kommissär
07.01.2004, 11:41
Original von Rudolf
Ich finde es sowieso lächerlich bei dem Begriff Arier sofort auf die sinnlose Bezeichnung der NS-Zeit hinzuweisen.Es herrscht wohl hierzulande und überall eine NS-Phobie. Es wird wohl auch für eine seriöse Enzyklopädie schwierig sein, gewisse Begriffe NS frei zu verfassen, ohne dass von der Gesellschaft mit der Nazikeule geschwungen wird.

Hier mal aus der kostenlosen Enzyklopädie wikipedia:

Arier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Mit dem Begriff Arier (v. altiranisch arya (aria) gut, rein, edelmütig) bezeichneten sich die nomadisierenden Stämme der hellhäutigen, vermutlich oft blond und blauäugigen Indoiraner und Iranier, deren Sprache und Religion zur Basis einiger Hochkulturen wurde.

Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckte man, dass Sprache, Kult und Mythologie der Arier verwandte Beziehungen mit denen der Slawen, Germanen undRomanen aufwiesen. Die Indogermanen waren entdeckt. Man bezeichnete nun alle indogermanischen (indoeuropäischen) Völker als Arier.

Die Ideologie des Nationalsozialismus missdeutete den Begriff Arier als eine rein germanische 'Herrenrasse', deren Mission es sei, alle angeblich 'nichtarischen' Völker zu unterwerfen oder auszulöschen. Die Nationalsozialisten rechtfertigten mit dieser zentralen Ideologie die Verfolgung und Vernichtung der semitischen Juden, sowie die Deklassierung der Slawen zu 'Untermenschen'. Dabei verwandten sie abermals einen ursprunglich linguistischen Begriff (nämlich "semitisch") in rassistischer Weise.

Aufgrund des Missbrauchs, den die Nationalsozialisten mit dem Begriff "Arier" getrieben haben, verwendet man die Bezeichnung heute nicht mehr alsSynonym für "Indogermane".

Siehe auch: Genozid, Rassismus, Avesta, Zarathustra, Kurganvolk

Siran
07.01.2004, 11:50
Original von Rudolf
Es dauerte natürlich nicht lange von Hitler zur NSDAP und deren Parteiprogramm von 1920 zu gelangen. Anstatt das Original des Programmes abzudrucken wird einfach eine kleine stümperliche und vorallem inkorrekte Zusammenfassung niedergeschrieben.

Das 25 Punkte umfassende Parteiprogramm vom 24. Februar 1920, das Drexler und Hitler zusammen verfassten, zeichnete sich durch stark antiliberale, antikapitalistische, imperialistische und besonders antisemitische Züge aus.
"Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Man kann es beurteilen wie man es will.
Hinzu kommt noch, dass die NSDAP sogar für Deutsche asozial gewesen sei, sehr interessant:

Anders als es ihr Name vermuten lässt, war die NSDAP antisozialistisch und antimarxistisch ausgerichtet, wenngleich sie ihr Programm in erster Linie auf den wirtschaftlich benachteiligten bzw. gefährdeten unteren Mittelstand ausrichtete.
"Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.


Stimmt, es wäre wirklich kein größere Problem gewesen, auch die 25 Punkte als Link in die Encarta aufzunehmen. Mit ist allerdings nicht klar, was du an der Zusammenfassung der Punkte kritisierst. Sehr knapp zwar und wer sich näher mit dem Thema befasst, sollte sich lieber wo anderes umsehen, aber etwas falsches wäre mir jetzt nicht aufgefallen.

Im letzten Absatz steht übrigens nicht antisozial bzw. asozial, sondern antisozialistisch. Auch steht nicht drin, dass die den Mittelstand gefährden, sondern dass dieser zu dieser Zeit gefährdet und benachteiligt war.


Schwer enttäuscht zog ich mich ersteinmal wieder in die schöneren Welten der Chemie zurück, bis ich mich bei dem Begriff Stahl vertippte, sodass ich bei meinem Freund dem Stählernen gelandet bin.
Ich überflog kurz, bis ich bei seiner Machtsicherung angelangt war:


Es gelang Stalin, nach und nach alle seine Gegner auszuschalten: zunächst Trotzkij, danach Sinowjew und Kamenew, die sich der Opposition um Trotzkij angeschlossen hatten, und schließlich Bucharin und Rykow. Bis etwa 1929 hatte er alle Gegner und oppositionellen Strömungen unterdrückt, die eigene Machtposition gefestigt und ein diktatorisches, autokratisches Regime errichtet.

Dass da nur ausschalten steht und nicht umbringen, lässt sich damit erklären, dass viele dieser Leute in der Periode, die hier angesprochen wird, nicht umgekommen sind. So wurden z.B. Sinowjew, Kamenew und Bucharin erst während der großen Säuberungen in Schauprozessen verurteilt und hingerichtet. Also erst irgendwann nach 1934.

Übrigens gibt es bei mir z.B. jenen Artikel:


1935 - 1938

Stalin’sche Säuberungen

Die Ermordung des Leningrader Parteichefs Sergej M. Kirow am 1. Dezember 1934 nimmt Stalin zum Anlass, alle Ebenen von Partei, Staat, Wirtschaft, Kultur und Armee von tatsächlichen oder vermeintlichen Gegnern seines Alleinherrschaftsanspruches zu „säubern”. Der Großen Säuberung (Tschistka) fallen u. a. alle innerparteilichen Gegner Stalins zum Opfer, darunter Prominente wie Sinowjew, Kamenew, Radek und Bucharin, sowie ein großer Teil der Offiziere der Roten Armee. Insgesamt werden Millionen Menschen – die Schätzungen reichen von 1,5 bis zu sieben Millionen – verhaftet und verurteilt, teils hingerichtet, teils in Zwangsarbeitslager des expandierenden GULAG-Systems geschickt. Die Parteiprominenz wird in großen Schauprozessen abgeurteilt.

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Das wäre doch eigentlich das von dir geforderte, oder?

Halteverbot
07.01.2004, 13:41
Ihr hat in sofern schon Recht, dass man eigentlich die geforderten Informationen erhält, wenn man sucht.
Allerdings wenn man von Valenzen zu Cyaniden, zu Judenvergasung und schließlich zu Hitler stoßt, sollte das schon zu denken geben!
Genau dasselbe war ja bei den Ariern.
Das Programm der NSDAP sollte für mich ganz klar abgedruckt werden, dann kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, schließlich ist es auch Ansichtssache ob diese Punkte antisemitisch, imperealistisch.... wären.
Dann kommt noch hinzu, dass anscheindend gezielt die Nationalität von Personen verschwiegen werden, allerdings Amerikaner etc. erwähnt werden.

Also über die Stalinistische Säuberung habe ich nicht viel gefunden!
Liegt vielleicht daran, dass ich die 2001 er Ausgabe habe, nicht wie du die 2002er. Auf jeden Fall habe ich keine Zahlen gefunden, wieviele Opfer der stalinistische Terror mit sich brachte.