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Vollständige Version anzeigen : Vertragsbruch der deutschen Wirtschaft



Delbrück
15.10.2003, 14:52
Aus nicht allzu seriöser Quelle (Glotze) erfuhr ich vor einigen Tagen von deutschen Firmen, die Subventionen von staatlicher Seite nicht, wie vorhergesehen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze eingesetzt haben, sondern damit die Verlagerung ihres Standorts ins steuergünstigere Ausland finanzierten. Ein Teil der geringeren Steuerlast in diesen Ländern erklärt sich jedoch durch die geringeren Subventionen des Staates.
Fazit: Sich vom deutschen Staat bezuschussen lassen und im Ausland Steuern zahlen!

Ähnliches konnte bei den Steuergeschenken Schröders an die Wirtschaft seit 1998 beobachtet werden. Ziel dieser war es vor allem, neue Arbeitsplätze zu schaffen und somit die Soziallast Deutschlands zu verringern. Im Allgemeinen spielte die Wirtschaft da aber nicht mit, behielt kaltschnäuzig den Gewinn ein und verursachte derartig hohe Arbeitslosenzahlen, wie wir sie heute erleben. Im Pakt für eine wirtschaftliche Gesundung Deutschlands begingen die Großunternehmer folglich Vertragsbruch!

Stimmt ihr mit dieser Darstellung überein und wie könnte die Lösung des Problems aussehen - die aktuellen Gegebenheiten (EU-Richtlinien etc.) berücksichtigend?

Aufklärer
15.10.2003, 14:55
Hass und Vergeltung.Verbrannte Erde.



8)

Aufklärer
15.10.2003, 14:56
Die BRD ist am Ende ,was solls also? Was meinst du was alles gar nicht ans Licht kommt?

pavement
15.10.2003, 15:11
Stimmt ihr mit dieser Darstellung überein und wie könnte die Lösung des Problems aussehen - die aktuellen Gegebenheiten (EU-Richtlinien etc.) berücksichtigend?

weitgehend teile ich deine analyse; eine lösung fällt mir jedoch nicht ein, außer subventionen streichen, aber da bin ich auch schon aus ganz anderen gründen dafür.

der gebrochene vertrag ist wohl eher bildlich zu sehen, da auf dem papier keiner existiert. schröder hat aber zweimal den fehler gemacht, der wirtschaft zu glauben(weniger gewerbesteuer schafft angeblich mehr arbeitsplätze; nein nein bei der euroeinführung wird nicht verteuert, nein nein).

Delbrück
15.10.2003, 18:19
Klar ist das mit dem Pakt bildlich zu sehn, aber wie dir ja auch einleuchtet, war den Wirtschaftsbossen durchaus bewusst, weshalb ihnen diese Präsente zu Teil wurden. Insofern haben sie die deutsche Regierung und das deutsche Volk betrogen!

pavement
15.10.2003, 18:21
insofern schon.

l_osservatore_uno
15.10.2003, 19:08
'DIE' Wirtschaft ... gibt's gar nicht!

Delbrück meint wohl die Konzernbetriebe ... denn außer diesen kassiert ja kaum ein Betrieb irgendwelche Subventionen.

Oder?

Enzo

kettnhnd
15.10.2003, 20:10
reicht es nicht das viele brd-bürger das land verlassen und auswandern wollen, nein, auch die brd-konzerne kehren diesem land fluchtartig den rücken...
lol
sind wohl alle mächtig stolz auf diese republik... :D

-

Delbrück
15.10.2003, 23:22
Delbrück meint wohl die Konzernbetriebe ... denn außer diesen kassiert ja kaum ein Betrieb irgendwelche Subventionen.

Genau die mein ich:

Im Pakt für eine wirtschaftliche Gesundung Deutschlands begingen die GROßUNTERNEHMER folglich Vertragsbruch!

opus111
24.10.2003, 00:24
Original von Delbrück

Delbrück meint wohl die Konzernbetriebe ... denn außer diesen kassiert ja kaum ein Betrieb irgendwelche Subventionen.

Genau die mein ich:

Im Pakt für eine wirtschaftliche Gesundung Deutschlands begingen die GROßUNTERNEHMER folglich Vertragsbruch!

Seit einigen Jahren sind in diesem Land - wenn nicht in ganz Europa - einige wesentliche Veränderungen in der Ideologie (nichts anderes ist es) des Wirtschaftens eingetreten:

- Siegeszug des Neoliberalismus
- Finanzmarktkapitalismus (an die Stelle echter Wertschöpfung treten dubiose Buchgewinne durch Jonglieren an den Kapitalmärkten, Wertansätze auf Basis wertloser "new technology" in der Bilanzierung nach US GAAP etc.)
- Siegeszug angelsächsischer Wirtschaftsmethoden

Die Gründe für diesen Irrsinn sollten wir einmal gemeinsam herausfinden (bitte nicht einfach auf irgendeine Weltverschwörung reduzieren!).

Tragisch ist, dass die deutsche Wirtschaftspresse und die akademische Wirtschaftswissenschaft mit wenigen Ausnahmen in diesem Zug mitfahren. Klassische Nationalökonomie und Volkswirtschaftslehre ist zu einer bloßen Ideologie verkommen, die mich an bestimmte Auswüchse sozialistischer Wirtschaftstheorien erinnert - nur mit umgekehrtem Vorzeichen.

Die einzigen, welche von diesem System zu profitieren scheinen, sind international agierende Großkonzerne, während Klein- und Mittelbetriebe eher als Verlierer erscheinen. Zur Philosophie der Großkonzerne gehört das ewige Klagen gegenüber Politik und Öffentlichkeit: Kein Gewinn kann hoch genug sein, der Wirtschaftsstandort Deutschland wird schlecht sein und bleiben, solange es noch einen Rest von sozialem System in diesem Lande gibt.

Traurig ist dabei die Rolle der Sozialdemokratie mit grünem Anhang. Wer einmal die Folgen der Unternehmenssteuerreform analysiert und sich die Höhe der Zahlen (entfallender Steuern in einer solchen Größenordnung, dass die überwiegende Steuerlast nach aktuellen Statistiken praktisch nur noch von den Arbeitnehmern getragen wird!) anschaut, muss zu dem Ergebnis kommen, dass noch keine andere Regierung dieses Volk so sehr um den erarbeiteten wirtschaftlichen "Mehrwert" gebracht hat wie diese. Dabei stand von vornherein fest, dass die Großkonzerne diese Gewinne nicht nutzen, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um weiterhin die amerikanischen Kapitalmärkte zu stützen. Die Auslandsschulden der USA sind gigantisch. Sobald die amerikanischen Kapitalmärkte nicht weiterhin international gestützt werden, kommt es nicht nur zu einem Kollaps der amerikanischen (Schein-)Wirtschaft, sondern zu einer Weltwirtschaftskrise.

pavement
24.10.2003, 00:26
einer der größten fehler der rot-grünen regierung...und ein sehr schöner beitrag von opus111.

l_osservatore_uno
24.10.2003, 06:55
Original von pavement
einer der größten fehler der rot-grünen regierung [...]

Was glaubst Du, mein lieber Pavement, wofür JENE Gerhard Schröder den "WELTSTAATSMANN DES JAHRES 2000" 'drangehängt' haben?


[...] und ein sehr schöner beitrag von opus111.

Durchaus! Gefällt mir gut!

Bis auf JENEN Punkt! (siehe oben)

Gruß!

Enzo

opus111
24.10.2003, 12:49
Es ist toll, dass ihr mir zustimmt. Das wird aber auf die Dauer langweilig. :] Ich hätte gerne mal etwas Opposition von einem richtigen Wirtschaftsliberalen.

Gruß, Opus111

pavement
24.10.2003, 13:11
hmm tut mir leid, bin leider KEIN wirtschaftsliberaler.

opus111
24.10.2003, 13:40
Original von pavement
hmm tut mir leid, bin leider KEIN wirtschaftsliberaler.

ich auch nicht, und ich möchte mir nicht selbst widersprechen. Manchmal macht es aber auch Spaß den "advocatus diaboli" zu spielen :P

Ich denke gerade daran, dass Obelix immer Römer zum Spielen gesucht hat - sofern sie sich getraut haben ;)

l_osservatore_uno
24.10.2003, 13:47
Original von pavement
hmm tut mir leid, bin leider KEIN wirtschaftsliberaler.

... im www.politikforum.de da gab's so einen.

Unser lieber Norbert1 aus Kölle!

Irgendwann hat's dem dann aber die Sprache verschlagen, als er bemerkte, dass nun der 'soziale Kahlschlag' kommt, der 'wirtschaftsliberale'! :D

Lange nichts von ihm gelesen - ich hoffe, es geht ihm gut!

Enzo

Großadmiral
24.10.2003, 13:50
Cool, da ist ja noch ein Forum! Ich bleib aber hier.

Delbrück
24.10.2003, 16:46
Dabei stand von vornherein fest, dass die Großkonzerne diese Gewinne nicht nutzen, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um weiterhin die amerikanischen Kapitalmärkte zu stützen.

Wenn dies von vornherein feststand, wieso hat die Regierung dann diese Unternehmenssteuerreform erlassen? Immerhin steht das Kabinett Schröder im Auftrag des deutschen Volkes und nicht der amerikanischen Kapitalmärkte. Neben ihren Beziehungen zur internationalen Großwirtschaft muss ihnen doch auch noch an der Wählergunst liegen, durch die sie letztlich im Amt belassen werden!

pavement
24.10.2003, 17:01
Wenn dies von vornherein feststand, wieso hat die Regierung dann diese Unternehmenssteuerreform erlassen?

die regierung schröder meinte, den beteuerungen der wirtschaft, arbeitsplätze zu schaffen, trauen zu können.

Delbrück
24.10.2003, 17:03
Dann war sie aber mächtig blauäugig - immerhin stand es für alle anderen schon vorher fest, so opus111.

pavement
24.10.2003, 17:04
ja, sie waren ganz schön blauäugig.

für viele andere stands vorher schon fest, dass eine steuerbegünstigung der großunternehmen nicht zu mehr arbeitsplätzen führen wird.

VOODOO DOLLY
25.10.2003, 16:17
Original von Delbrück
Dann war sie aber mächtig blauäugig - immerhin stand es für alle anderen schon vorher fest, so opus111.

Hans Herbert von Arnim hat einmal gesagt, das der Staat Beute der Parien geworden ist.

Man kann diesen Satz weiterführen und -denken, denn bevor der Staat Beute der Parteien wurde, wurden die Parteien Beute der Wirtschaft.

Das erklärt doch so manches irrationale Verhalten der Politik.

Ein kleiner Schappschuss aus der jüngsten Vergangenheit war ja unlängst in den TT. zu sehen.

Da trafen sich Schröder und Merkel zu einem Gespräch in einem Berliner Restaurant und wer saß zwischen den beiden?

Der Herr Hundt.

Und was bitte hat der da zu suchen?

Sofern ich mich erinnere drehte es sich bei dem Treffen der beiden, um die Reformvorhaben von Rot/Grün.

Ist da der Hundt nur mit weil er Hunger hatte? ?(

pavement
25.10.2003, 16:33
die werden wohl besprochen haben, was man wegen den bösen gewerkschaften tun soll... 8)

trib996
26.11.2003, 17:34
Die gesamte Bundesregierung ist doch praktisch auf die Vorstände des Großkapitals verteilt .

Wie kann sie da blauäugig sein ?

Diese Regierung hat in betrügerischer Weise die Interessen der Wirtschaftsbosse durchgesetzt.

Für mich ist keiner von dennen Unschuldig .

Die Strafen die ich mir vorstelle sind radikal.

MFG

VOODOO DOLLY
01.12.2003, 02:25
Original von trib996
Die gesamte Bundesregierung ist doch praktisch auf die Vorstände des Großkapitals verteilt .

Wie kann sie da blauäugig sein ?

Diese Regierung hat in betrügerischer Weise die Interessen der Wirtschaftsbosse durchgesetzt.

Für mich ist keiner von dennen Unschuldig .

Die Strafen die ich mir vorstelle sind radikal.

MFG

Das ist so nicht ganz richtig.

Die ganze Bundespolitik setzt ausschließlich die Interessen der Konzerne durch, ebenso laüft das in den Ländern und auf kommunaler Ebene an den Standorten der Konzerne.

Es hat also nicht nur die Bundesregierung die Interessen der von Ihnen genannte Gruppe auf politischer Ebene durchgesetzt bzw. wird diese noch durchsetzten, sondern die gesamte Politik in Deutschland orientiert sich an diesen Interessen.

Das scheint mir doch so der Realität recht nahe zu kommen.
Und in Anbetracht der Konsequenzen, die einen Politiker treffen können, falls er doch wirklich einmal durch Wahl und Wähler abgestraft wird, als da wären eine fürstliche Versorgung auf Lebenszeit, scheint schon eine Verwarnung und ein Punkt in Flensburg als Strafe recht radikal.

M.a.W. Warum sollte sich Politik ändern? Die Protagonisten haben ja keinerlei negativen Konsequenzen zu befürchten.