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Vollständige Version anzeigen : Marcus Aurelius Antoninus Augustus.



Alfred
02.01.2011, 21:44
Mark Aurel


*Kaiser, Kämpfer und Philosoph*


* 26. April 121 in Rom; † 17. März 180 in Vindobona oder eventuell Sirmium *


http://kunst.horstbison.de/assets/images/k186.jpg(1)


„Hoffe auch nicht auf einen platonischen Staat, sondern sei zufrieden, wenn es auch nur ein klein wenig vorwärts geht, und halte auch einen solchen kleinen Fortschritt nicht für unbedeutend. Denn wer kann die Grundsätze der Leute ändern? Was ist aber ohne eine Änderung der Grundsätze anders zu erwarten als ein Knechtsdienst unter Seufzen, ein erheuchelter Gehorsam?“ - Marc Aurel

Marc Aurel war von 161 bis 180 römischer Kaiser und der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa (http://de.wikipedia.org/wiki/Stoa). Als Princeps und Nachfolger seines Adoptivvaters Antoninus Pius nannte er sich selbst Marcus Aurelius Antoninus Augustus.
Sein vollständiger Name nebst Titulatur zum Zeitpunkt seines Todes lautete Imperator Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus Germanicus Sarmaticus, Pontifex Maximus, Tribuniciae potestatis XXXIV, Imperator X, Consul III, Pater patriae. (3)

Herkunft und Jugend...:

http://img255.imageshack.us/img255/5814/marcaurel3.jpg


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4e/Young_Marcus_Aurelius_Musei_Capitolini_MC279.jpg/220px-Young_Marcus_Aurelius_Musei_Capitolini_MC279.jpg(2 )

*Marc Aurel als Knabe*

Der Urgroßvater Mark Aurels war aus den hispanischen Provinzen nach Rom gekommen. Unter Kaiser Vespasian (http://de.wikipedia.org/wiki/Vespasian) hatte er es bis zum Praetor gebracht. Sein Sohn Marcus Annius Verus, der Großvater Mark Aurels, bekleidete bereits dreimal das Amt des Konsuls. Er verheiratete seinen Sohn Annius Verus, Mark Aurels Vater, mit Domitia Lucilla, einer Verwandten Kaiser Hadrians, deren Familie durch den Besitz von Ziegeleien reich geworden war. Nach dem frühen Tod des Vaters 128 wuchs Marcus im Haus seines Großvaters auf. (3)

Sorgfältige Erziehung, gepaart mit großer Lernbegierde, erschlossen ihm die Wissenschaft seines Jahrhunderts, die in der Philosophie den höchsten, in unserem Sinn sogar den einzigen Ausdruck fand.


http://img684.imageshack.us/img684/6134/marcaurel.jpg (http://vimeo.com/5055910)
*Klick auf das Bild*

Schon im zwölften Jahr nahm der kräftig aufblühende Jüngling den weißen Mantel und bekundete dadurch, daß er auch äußerlich zur Kaste der Philosophen gehören wolle.

Zurückgezogen von seinen Altersgenossen, vielleicht ein wenig ostentativ in den weißen Mantel gehüllt, mit den Stoikern Rusticus, Apollonius, Claudius Maximus in anregend erzieherischem Gespräch, wandelte der Jüngling durch die stillen abgelegenen Gärten einer Villa, bis zu deren Mauern der Lärm der römischen Weltstadt brandete. (5)


http://img593.imageshack.us/img593/8871/marcaurel2.jpg (http://www.youtube.com/watch%3Fv%3DmdsYZYAQHS0&sa=X&ei=zdsgTbKIFtCRswbxvJnxDA&ved=0CBgQuAIwAA&usg=AFQjCNGOlBR0lFvUBWbZRhZF6ha3zs0uhA)

*Klick aufs Bild*

In den Ruinen der gestraften Stadt ein statuiertes Exempel und göttliche Sanktionen sehen zu wollen wäre boshaft, aber die Stoiker bis hin zum milden Gemüt des Marc Aurel wussten wohl um die Früchte eines rechtschaffenen Lebenswandels. (4).


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/01/Marc%27aurelio%2C_da_gabi%2C_fine_II_secolo_dc..JP G/343px-Marc%27aurelio%2C_da_gabi%2C_fine_II_secolo_dc..JP G
(7)
*Mark Aurel als Imperator*





Doch ich möchte den Beitrag nicht in das Unendliche ziehen, wer interessiert ist der möge sich durch die Verlinkten Quellen lesen...

Wer etwa Liebhaber einer Dokumentation ist, dem sei diese bereitgestellt :


http://img402.imageshack.us/img402/9885/marcaurel4400x242.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=YFLVBb0zf6I)

*Klick aufs Bild*


Wie seht ihr Marc Aurel....sein Leben, sein Wirken?






Anhang, Quellen und Bildnachweise :


( 1 ) = Das Pferdebild der Antike (http://kunst.horstbison.de/html/pferdedarstellungen_in_der_ant.html).

Das älteste monumentale bronzene Reiterbild ist die im 2.Jh. entstandene überlebensgroße Reiterstatue des Marc Aurel.
Die Statue zeigt den Kaiser nicht als Offizier,sondern in der Haltung eines Philosophen. Sie wurde im Jahr 177 gegossen. Die über lebensgroße Bronze hat den Untergang des römischen Reiches vermutlich deshalb überstanden,weil man sie lange Zeit für ein Denkmal des ersten christlichen Kaisers Konstantin gehalten hat.


( 2 ) = Freigabeerklärung des Bildes bei Wikipädia durch den Fotografen (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Young_Marcus_Aurelius_Musei_ Capitolini_MC279.jpg&filetimestamp=20060929171950).

(3) = Artikel bei Wikipädia über Marc Aurel. (http://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Aurel#cite_note-0)

(4) = Untertext des Youtubevideos. (http://www.youtube.com/watch%3Fv%3DmdsYZYAQHS0&sa=X&ei=zdsgTbKIFtCRswbxvJnxDA&ved=0CBgQuAIwAA&usg=AFQjCNGOlBR0lFvUBWbZRhZF6ha3zs0uhA)

(5) = Projekt Gutenberg (http://www.gutenberg.org/catalog/world/readfile?fk_files=1498231&pageno=2), Selbstbetrachtungen.

( 6 ) = Wikipädiaartikel als Hörprobe (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/a/ab/Marcaurel.ogg).

( 7 ) = Bildfreigabe durch den Fotografen Sailko. (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Marc%27aurelio,_da_gabi,_fin e_II_secolo_dc..JPG&filetimestamp=20090207113916)

In eigener Sache...:

So ein Mist, ausgerechnet die Seite von der ich den Stammbaum Kopierte habe ich nicht gespeichert...ärgerlich, wenn einer von euch die zufällig findet, sagt mir bitte Bescheid.

Und vielen Dank an unsere Foristin Herbstgold. Hier die Seite von der ich den Stammbaum kopierte...:

Info-Antike (http://www.info-antike.de/marcaur.htm)....

Ausonius
02.01.2011, 21:58
Unsterblich gemacht haben ihn die Selbstbetrachtungen. Kurz nach Antritt seiner Regierungszeit endete die größte Blütezeit des Römischen Reichs. Er hatte sicherlich einen großen Fehler. Marc Aurel kam nicht nur vom Adoptivkaisertum ab, sondern hatte auch ein ausgesprochen schlechtes Händchen mit den Verwandten, die er als Mitregenten einsetzte. Dies betraf sowohl seinen Adoptivbruder Lucius Verus als auch seinen Sohn Commodus.

Interessant ist, dass fast während der ganzen Regierungszeit die "Pest" tobte, wobei sich im heutigen Verständnis wahrscheinlich um eine Welle von Pockenepidemien handelte.

Alfred
02.01.2011, 22:02
Ich finde an den Selbstbetrachtungen (http://www.gutenberg.org/catalog/world/readfile?fk_files=1498231&pageno=2) besonders seine eigene Schilderung seiner Schulzeit interessant.

Ausonius
02.01.2011, 22:07
Ich finde an den Selbstbetrachtungen (http://www.gutenberg.org/catalog/world/readfile?fk_files=1498231&pageno=2) besonders seine eigene Schilderung seiner Schulzeit interessant.

Das ist wirklich schön, auch mancher Forist kann da noch was lernen:



10. Von Alexander, dem Grammatiker lernte ich, wie man sich jeglicher
Scheltworte enthalten und es ohne Vorwurf hinnehmen kann, was einem auf
fehlerhafte, rohe oder plumpe Art vorgebracht wird; ebenso aber auch,
wie man sich geschickt nur über das, was zu sagen not tut, auszulassen
habe, sei´s in Form einer Antwort oder der Bestätigung oder der
gemeinschaftlichen Überlegung über die Sache selbst, nicht über den
Ausdruck, oder durch eine treffende anderweite Bemerkung.

Alfred
02.01.2011, 22:07
Das ist wirklich schön, auch mancher Forist kann da noch was lernen:

*Hust*.....:= Nunja....das stimmt. Bei dem würde ich mehr als schlecht wegkommen.

Gärtner
05.01.2011, 14:59
http://img3.imageshack.us/img3/4074/58755637.jpgch sehe Mark Aurel sehr zwiespältig. Sicher sind seine Selbstbetrachtungen ein Stück Weltliteratur, die ein jeder einmal gelesen haben sollte.

Ihre zweifellos wichtigen Ausagen werden allerdings durch einen nicht ganz unwichtigen Umstand entwertet: Mark Aurel schrieb diesen Text als Privatmann. Als Kaiser handelte er ziemlich anders, führte eine Reihe von Kriegen, ziemlich blutig, ziemlich glücklos. Und daß seine Sohnesliebe ihn so blind machte, nach beinahe hundert Jahren mit dem erstaunlichen und in der Weltgeschichte einzigartigen Prinzip der Adoptivkaiser zu brechen und wieder zum alten Zopf der dynastischen Erbfolge zurückzukehren, verdunkelt sein Bild noch mehr. Denn damit half er dem Ungeheuer Commodus auf den Thron, dessen Regentschaft von so manchem als Beginn des endgültigen Verfalls Roms angesehen wird.

Efna
06.01.2011, 12:39
http://img3.imageshack.us/img3/4074/58755637.jpgch sehe Mark Aurel sehr zwiespältig. Sicher sind seine Selbstbetrachtungen ein Stück Weltliteratur, die ein jeder einmal gelesen haben sollte.

Ihre zweifellos wichtigen Ausagen werden allerdings durch einen nicht ganz unwichtigen Umstand entwertet: Mark Aurel schrieb diesen Text als Privatmann. Als Kaiser handelte er ziemlich anders, führte eine Reihe von Kriegen, ziemlich blutig, ziemlich glücklos. Und daß seine Sohnesliebe ihn so blind machte, nach beinahe hundert Jahren mit dem erstaunlichen und in der Weltgeschichte einzigartigen Prinzip der Adoptivkaiser zu brechen und wieder zum alten Zopf der dynastischen Erbfolge zurückzukehren, verdunkelt sein Bild noch mehr. Denn damit half er dem Ungeheuer Commodus auf den Thron, dessen Regentschaft von so manchem als Beginn des endgültigen Verfalls Roms angesehen wird.

Naja das mit den Kriegen ist so eine Sache, die Markomannenkriege waren wohl unausweichlich, es sei den er hätte die Markomannen die Provinzen zum Plündern überlassen. Das er mit dem Adoptivkaisertum verstehe ich auch nicht. Gerade im 2. Jahrhundert hat sich dieses System als sehr stabil und garantierte oft das kompetende Kaiser an die Macht kamen. Ob er allerdings die Krise des 3. Jahrhundert verhindern hätte können bezweifle ich.

Gärtner
06.01.2011, 15:35
Naja das mit den Kriegen ist so eine Sache, die Markomannenkriege waren wohl unausweichlich, es sei den er hätte die Markomannen die Provinzen zum Plündern überlassen. Das er mit dem Adoptivkaisertum verstehe ich auch nicht. Gerade im 2. Jahrhundert hat sich dieses System als sehr stabil und garantierte oft das kompetende Kaiser an die Macht kamen. Ob er allerdings die Krise des 3. Jahrhundert verhindern hätte können bezweifle ich.

http://img3.imageshack.us/img3/4148/49530285.jpgein, verhindern sicher nicht. Aber daß die Entstehung der Reichskrise durch das fragwürdige Treiben des Commodus ("Orbis Commodianus", man denke!) und das nachfolgende Chaos des Fünf-/Sechskaiserjahr wesentlich beschleunigt wurde, steht m.E. außer Frage.

Alfred
06.01.2011, 15:44
http://img3.imageshack.us/img3/4148/49530285.jpgein, verhindern sicher nicht. Aber daß die Entstehung der Reichskrise durch das fragwürdige Treiben des Commodus ("Orbis Commodianus", man denke!) und das nachfolgende Chaos des Fünf-/Sechskaiserjahr wesentlich beschleunigt wurde, steht m.E. außer Frage.

Ich las eine Debatte zum Thema Commodus, natürlich hab ich den Link nicht gespeichert ( Seuftz ), dort wurde die These in den Raum gestellt das er deswegen als Nachfolger ausgewählt wurde weil Marc Aurel Angst hatte das ein andere Nachfolger eben diesen Eliminieren würde. Auch das wohl der Tot des Marc Aurel viel zu Früh geschah, nach dessen eigener Planung der Nachfolge jedenfalls.

Gärtner
06.01.2011, 15:50
Ich las eine Debatte zum Thema Commodus, natürlich hab ich den Link nicht gespeichert ( Seuftz ), dort wurde die These in den Raum gestellt das er deswegen als Nachfolger ausgewählt wurde weil Marc Aurel Angst hatte das ein andere Nachfolger eben diesen Eliminieren würde. Auch das wohl der Tot des Marc Aurel viel zu Früh geschah, nach dessen eigener Planung der Nachfolge jedenfalls.

http://img830.imageshack.us/img830/341/40810566.jpg ürde aber auf jeden Fall bedeuten, daß der Kaiser persönliche Gefühle über die Staatsräson gestellt hat.

Alfred
06.01.2011, 16:02
http://img830.imageshack.us/img830/341/40810566.jpg ürde aber auf jeden Fall bedeuten, daß der Kaiser persönliche Gefühle über die Staatsräson gestellt hat.

Eine schwierige Sache allemal und bis heute immer wieder. Eventuell hoffte er ja das sein Sohn sich änderte?

Gärtner
06.01.2011, 21:59
Eine schwierige Sache allemal und bis heute immer wieder. Eventuell hoffte er ja das sein Sohn sich änderte?

http://img18.imageshack.us/img18/7460/23593436.jpgann ja sein, aber welch ein Rückschritt hinter ein System, indem der amtierende Regent zum Nachfolger den jeweils Besten auswählte, von dem er wußte, daß er zu diesem Zeitpunkt kein Projekt Hoffnung war, sondern bereits, hm, voll und ganz amtsfähig.

Das dynastische Prinzip sieht dagegen ziemlich altbacken aus und hat ja auch mehr als ein zweifelhaftes Ergebnis produziert. Um nur mal in die jüngere deutsche Geschichte auszugreifen: Wilhelm II.?

Efna
07.01.2011, 11:44
http://img3.imageshack.us/img3/4148/49530285.jpgein, verhindern sicher nicht. Aber daß die Entstehung der Reichskrise durch das fragwürdige Treiben des Commodus ("Orbis Commodianus", man denke!) und das nachfolgende Chaos des Fünf-/Sechskaiserjahr wesentlich beschleunigt wurde, steht m.E. außer Frage.

Sicher hat das treiben des Commodus die Nachfolgenden Krise im 3. Jahrhundert sicherlich nicht verbessert sondern eher das Gegenteil. Der Hauptgrund sehe ich eher im Ungleichgewicht innerhalb des Staatsgefüges. Das Millitär und seine Generäle stellte im römischen Reich eindeutig ein viel zu hohen Machtfaktor da. Seitz dem 3. Jahrhundert(und eigentlich bis ins 5. Jahrhundert) schwebte ständig das Damoklesschwert eines Millitärputsches über dem Reich(den es ja zigtausend mal gab) um einen neuen Kaiser aus den Reihen des Heeres an die Macht zu bringen.

Gärtner
07.01.2011, 12:07
Sicher hat das treiben des Commodus die Nachfolgenden Krise im 3. Jahrhundert sicherlich nicht verbessert sondern eher das Gegenteil. Der Hauptgrund sehe ich eher im Ungleichgewicht innerhalb des Staatsgefüges. Das Millitär und seine Generäle stellte im römischen Reich eindeutig ein viel zu hohen Machtfaktor da. Seitz dem 3. Jahrhundert(und eigentlich bis ins 5. Jahrhundert) schwebte ständig das Damoklesschwert eines Millitärputsches über dem Reich(den es ja zigtausend mal gab) um einen neuen Kaiser aus den Reihen des Heeres an die Macht zu bringen.
http://img830.imageshack.us/img830/341/40810566.jpg obei der überzogene Einfluß der Militär-Kamarilla auf die Politik schon viel früher zu beobachten ist. Hier sei nur Prätorianerchef Seianus und sein unseliges Wirken unter bzw. auf Kaiser Tiberius erwähnt.

Und nicht alle Militärs auf dem Thron waren verstockte Militärknoten. Von den militärischen und politischen Fahigkeiten eines Trajan hat das Imperium ganz ungemein profitiert. Aber der war ja auch ein Adoptivkaiser.

Alfred
07.01.2011, 13:11
http://img830.imageshack.us/img830/341/40810566.jpg obei der überzogene Einfluß der Militär-Kamarilla auf die Politik schon viel früher zu beobachten ist. Hier sei nur Prätorianerchef Seianus und sein unseliges Wirken unter bzw. auf Kaiser Tiberius erwähnt.

Und nicht alle Militärs auf dem Thron waren verstockte Militärknoten. Von den militärischen und politischen Fahigkeiten eines Trajan hat das Imperium ganz ungemein profitiert. Aber der war ja auch ein Adoptivkaiser.

Wie Marc Aurel auch.

Alfred
04.07.2011, 18:35
http://img830.imageshack.us/img830/341/40810566.jpg ürde aber auf jeden Fall bedeuten, daß der Kaiser persönliche Gefühle über die Staatsräson gestellt hat.

Ich lese gerade die Kulturgeschichte der Menschheit von Will Durant (http://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Durant). Er nennt als Grund für die Ernennung des Commodus die Vermeidung eines Bürgerkrieges. Er war sich wohl der Schwächen seines Sohnes bewusst, sah aber keine bessere Lösung. Wie sähe dein Vorschlag aus wärst du an seiner Stelle damals?

Gärtner
04.07.2011, 19:25
Ich lese gerade die Kulturgeschichte der Menschheit von Will Durant (http://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Durant). Er nennt als Grund für die Ernennung des Commodus die Vermeidung eines Bürgerkrieges. Er war sich wohl der Schwächen seines Sohnes bewusst, sah aber keine bessere Lösung. Wie sähe dein Vorschlag aus wärst du an seiner Stelle damals?

http://img695.imageshack.us/img695/9148/27501737.gifch weiß nicht genau, worauf sich Durant bezieht, auf Avidius Cassius? Der war ja noch zu Lebzeiten Marc Aurels entsorgt worden und stellte somit keine Gefahr mehr dar. Und warum der Kaiser nach den glänzenden Erfahrungen mit dem Adoptivsystem wieder zum alten dynastischen Zopf zurückkehrte, mag mit verzeihender Vaterliebe und seiner Hoffnung erklärt werden, Commodus werde an seinen Aufgaben wachsen. Dennoch hat Marc Aurel - der um die charakterlichen Defizite seines Sohne nur zu gut wußte - letztlich nicht aus Staatsräson gehandelt. Damit hat er gegen seine eigenen Prinzipien verstoßen, wie er sie in den Selbstbetrachtungen niedergelegt hatte. Nein, mein Urteil fällt eindeutig negativ aus, was die Regelung der Nachfolge betrifft.

Alfred
04.07.2011, 19:33
http://img695.imageshack.us/img695/9148/27501737.gifch weiß nicht genau, worauf sich Durant bezieht, auf Avidius Cassius? Der war ja noch zu Lebzeiten Marc Aurels entsorgt worden und stellte somit keine Gefahr mehr dar. Und warum der Kaiser nach den glänzenden Erfahrungen mit dem Adoptivsystem wieder zum alten dynastischen Zopf zurückkehrte, mag mit verzeihender Vaterliebe und seiner Hoffnung erklärt werden, Commodus werde an seinen Aufgaben wachsen. Dennoch hat Marc Aurel - der um die charakterlichen Defizite seines Sohne nur zu gut wußte - letztlich nicht aus Staatsräson gehandelt. Damit hat er gegen seine eigenen Prinzipien verstoßen, wie er sie in den Selbstbetrachtungen niedergelegt hatte. Nein, mein Urteil fällt eindeutig negativ aus, was die Regelung der Nachfolge betrifft.

Will Durant kommt ja zur gleichen Erkenntnis wie du, doch war denn die Gefahr eines Bürgerkrieges nicht etwas was ihn zu diesem Schritt veranlassen mußte? Was hätte er machen sollen? Den Sohn ins Exil senden?

Gryphus
10.07.2011, 14:05
Und nicht alle Militärs auf dem Thron waren verstockte Militärknoten. Von den militärischen und politischen Fahigkeiten eines Trajan hat das Imperium ganz ungemein profitiert. Aber der war ja auch ein Adoptivkaiser.

Kein Adoptivkaiser war Aurelian, der auch durch einen Putsch in die Würde des Cäsar erhoben wurde und ein bedeutender Gewinn für Rom war. Militärisch und wirtschaftlich sorgte er vermutlich dafür, dass das Römische Reich um Dekaden länger überlebte, politisch wurde unter ihm aber auch die Entwicklung abgeschlossen die den römischen Staat zu einer orientalischen Monarchie machte, was später im Byzantinismus einen Höhepunkt erreichte. Das wäre zu Aurelians Zeiten meiner Meinung nach aber auch gar nicht mehr aufzuhalten gewesen, obwohl seine Hingabe zum Mithras-Kult es durchaus förderte.

Gryphus
10.07.2011, 14:09
Interessant ist, dass fast während der ganzen Regierungszeit die "Pest" tobte, wobei sich im heutigen Verständnis wahrscheinlich um eine Welle von Pockenepidemien handelte.

Zur Zeit von Justinian I. übrigens auch. Die Natur hatte sich vermutlich verschworen, Roms bedeutendste Kaiser nicht mehr zu unterstützen. :D

Gryphus
10.07.2011, 14:11
http://img3.imageshack.us/img3/4074/58755637.jpgch sehe Mark Aurel sehr zwiespältig. Sicher sind seine Selbstbetrachtungen ein Stück Weltliteratur, die ein jeder einmal gelesen haben sollte.

Ihre zweifellos wichtigen Ausagen werden allerdings durch einen nicht ganz unwichtigen Umstand entwertet: Mark Aurel schrieb diesen Text als Privatmann. Als Kaiser handelte er ziemlich anders, führte eine Reihe von Kriegen, ziemlich blutig, ziemlich glücklos. Und daß seine Sohnesliebe ihn so blind machte, nach beinahe hundert Jahren mit dem erstaunlichen und in der Weltgeschichte einzigartigen Prinzip der Adoptivkaiser zu brechen und wieder zum alten Zopf der dynastischen Erbfolge zurückzukehren, verdunkelt sein Bild noch mehr. Denn damit half er dem Ungeheuer Commodus auf den Thron, dessen Regentschaft von so manchem als Beginn des endgültigen Verfalls Roms angesehen wird.

Die Feldzüge wären vermutlich alternativlos gewesen, der größte Fehler den er sich vorwerfen lassen muss ist aber wie du sagtest seine Nachfolgeregelung.

Leila
10.07.2011, 14:23
Alfred, der Geschichtsforscher, erlaube mir eine Bemerkung, die beinahe nichts mit dem Thema dieses Stranges zu tun hat.

Mein Mann benutzte in jungen Jahren ein After Shave namens „Marc Aurel“.

Gryphus
10.07.2011, 14:24
Sicher hat das treiben des Commodus die Nachfolgenden Krise im 3. Jahrhundert sicherlich nicht verbessert sondern eher das Gegenteil. Der Hauptgrund sehe ich eher im Ungleichgewicht innerhalb des Staatsgefüges. Das Millitär und seine Generäle stellte im römischen Reich eindeutig ein viel zu hohen Machtfaktor da. Seitz dem 3. Jahrhundert(und eigentlich bis ins 5. Jahrhundert) schwebte ständig das Damoklesschwert eines Millitärputsches über dem Reich(den es ja zigtausend mal gab) um einen neuen Kaiser aus den Reihen des Heeres an die Macht zu bringen.

Was meiner Ansicht nach aber auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Nachfolgeregelung für einen Kaiser während der ganzen Zeit des Principats viel zu unklar war. Erb- und Adoptivkaiser waren ebenso gängig wie Kaiser die vom Senat, dessen Rolle schon seit Augustus nur äußerst grob umrissen und von Princeps zu Princeps mal mehr mal weniger bedeutend war, gewählt worden sind, wie eben auch Kaiser die sich durch militärischen Mittel zu ihrem Recht verholfen haben. Diese relative Grundsatzlosigkeit begünstigte so wie ich das sehe die Usurpatoren aus den Reihen des Heeres ungemein.